Hanomag-Sightseeing

Also, spektakuläre Fahrzeuge, welche zu Sightseeing-Transportmitteln umgebaut werden, werden immer interessanter. Verrückte Autos immer mehr zu Eyecatchern und erfreuen sich zurecht absoluter Beliebtheit. Und genau so eine Art von crazy Fahrzeug könnt ihr nutzen, um wohl eine der abgefahrensten Touren Berlins mitzumachen.

Die größte Flotte von Hanomag AL 28 bevölkert nun schon seit einiger Zeit Berlin. Fun Fact hierbei: Es handelt sich dabei um Fahrzeuge des ehemaligen Bundesgrenzschutzes der 50er und 60er Jahre. Die alten Autos sind ein absoluter Hingucker nicht nur im Gelände, sondern eben auch auf den großen Hauptstraßen der Stadt. Zu jeder Jahreszeit bieten euch die Veranstalter hier sowohl überschaubare Schnuppertouren auf dem Ost-West-Verbinder, Routen entlang der ehemaligen Berliner Mauer oder gar kombinierte Familienpakete unter dem Motto „Abenteuer trifft Shopping“. Wofür auch immer – für jeden ist hier was dabei. Auch Highlight-Touren, Insider-Fahrten & Berliner-Schnauze-Touren erlebt ihr auch als Ur-Berliner unsere schöne Stadt mal von einer völlig anderen Seite fernab der regulären Sightseeing-Routen.
Hanomag Sightseeing

Und ihr kommt im Rahmen dieser sechsstündigen Kracher-Tour an verrückten Orten vorbei. So zum Beispiel erklimmt ihr bequem im Hanomag sitzend den Teufelsberg mit seiner ehemaligen Field Station, von wo ihr einen traumhaften Ausblick über Berlin und Potsdam habt. Oder ihr erlebt den menschenleeren ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof und genießt einen Blick über das Tempelhofer Feld – und das alles mit den unfassbar lustigen und treffenden Kommentaren seitens der Tourbegleiter. Und wenn ihr Berlin nicht nur passiv entdecken wollt, kann das Ganze auch mit aktiven Modulen wie Bogenschießen, Action-Painting, Hufeisenwerfen gekoppelt werden.

Fazit

Die ganze Hanomag-Geschichte ist unserer Meinung nach Abenteuer pur, ob offen unter praller Sonne oder geschlossen, wenn’s ’n bissl windiger ist. Aber Achtung: Rechnet in den spartanisch eingerichteten Fahrzeugen nicht mit allzu viel Luxus. Aber wer will das schon bei dieser Art von Stadtbesichtigung, die echt mal was anderes ist als die alltäglichen Hop-on-hopp-off-Touren?!

Lokschuppen Pankow

von Gastautorin Sarah Mayr

Kaum etwas in Berlin ist so beständig wie der Wandel. Die stetige Veränderung ist der Motor der Stadt. All die Abrissbirnen und Baukräne, die Baustellen, Alt- und Neubauten, die schließenden Clubs und öffnenden Cafés, die Menschen die vor der Hektik der Stadt fliehen oder sich in ihre Lebendigkeit verlieben und bleiben – sie alle zeichnen das Bild einer Metropole, die niemals still zu stehen scheint.

Umso spannender sind also jene Flecken in Berlin, an denen die Zeit zumindest für einen Moment inne hält. Es sind die verlassenen Orte abseits der Mitte. Jene, die mal mehr, mal weniger leicht zugänglich sind und deren Besuch immer auch mit dem Reiz des Verbotenen verbunden ist. Zu jenen Orten zählt auch der alte Lokschuppen in Pankow.

Von der S-Bahn‐Station Pankow‐Heinersdorf aus gut zu sehen, reiht sich das 1893 erbaute Rundhaus nicht unbedingt in die Liste der schönsten Orte Berlins ein. Das Dach mit seinen zahlreichen Löchern wird diesem Namen kaum mehr gerecht. Auf dem Boden verteilt liegen Scherben, abgesplittertes Holz und Dreck. Und die aus dem Boden heraus stehenden Nägel und offenen Gruben, die wohl für Instandhaltungsarbeiten am Fahrwerk der Züge genutzt wurden, machen einen Ausflug an diesen verlassenen Ort nicht gerade zu einem ungefährlichen Unterfangen.

Der Zeuge einer Industrie früherer Zeit verfällt seit der Stilllegung Ende der 1990er Jahre zusehends. Von den einst sternförmig verlaufenden Abstellgleisen ist kaum noch etwas zu sehen und nur mit einiger Fantasie lässt sich die Drehscheibe in der Mitte des Gebäudes noch erahnen. Dabei zählt der Rundbau in Deutschland zu den letzten seiner Art. Neben der Ruine in Rummelsburg ist er der einzige und auch größte Rundlokschuppen, den es in der BRD derzeit noch gibt. Ein Rettungsversuch wurde bislang noch nicht unternommen. Daher zieren nicht nur Verfall und Zerstörung die Fassaden und Wände des Baus, sondern auch teilweise kunstvolle Graffitis.

Vielleicht also der ideale Ort für eine Party in Berlin? 1998 bewies der Lokschuppen, dass er auch zur Partylocation taugen würde, als die Fantastischen Vier bei einem Design-Wettbewerb der Deutschen Bahn auftraten. Ob der Rundlokschuppen aber tatsächlich in eine solche umfunktioniert, der Käufer des Grundstücks einen neuen Kiez auf dem Gelände an der S‐Bahn‐Station Pankow-Heinersdorf errichten oder das Bauwerk weiterhin ein kleiner Fels in der Brandung der Zeit bleiben wird, kann ich selbst nicht sagen. Wohl aber, dass ein Besuch des Geländes in jedem Fall lohnenswert ist.