Panoramapunkt

An einem der belebtesten Plätze der Stadt, im Herzen Berlins steht der einhundert Meter hohe Kollhoff-Tower, an dem ihr nicht vorbeilaufen solltet, ohne hinaufzusteigen.

Der schnellste Personenaufzug Europas befördert euch flugs mit 8,65 Meter pro Sekunde und in gerade einmal 20 Sekunden Fahrtzeit bis hoch zur Aufsichtsplattform und seinem relativ schmalen Rundumgang, von wo ihr einen sagenhaften Rundumblick über Berlin genießen könnt.

Zunächst schweift der Blick natürlich über die unmittelbare Umgebung des Potsdamer Platzes direkt unter euch. So könnt ihr zum Beispiel von oben ins benachbarte Sony Center auf der anderen Straßenseite schauen, das Beisheim-Center mit dem noblen Hotel Ritz-Carlton und den Asian-Food-Experten vom COA >> von oben begutachten oder – sehr geil – den Leuten im Bahntower wochentags beim Arbeiten zuschauen.

Aussicht Nord_OST_copyright PANORAMAPUNKT

Gerade im Sommer bei schönem Sonnenschein springt natürlich die geschlossene grüne Fläche des nahen Tiergartens förmlich ins Auge oder das von hier oben noch imposantere Holocaust-Mahnmal, das mit seinen mehr als 1.600 Betonquadern irgendwie wie eine geschlossene, geschwungene und unfassbar imposante Steindecke wirkt. Und bei besonders klarem Wetter schaut ihr bis hinüber in unsere schöne Nachbarstadt Potsdam und ganz und gar darüber hinaus bis in die freien Flächen Brandenburgs. Überzeugt euch selbst!

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Und nach dem Besuch der Plattform empfiehlt sich ein Abstecher in das wunderschön eingerichtete und rundum vollverglaste Panorama-Café im Stil der 30er Jahre, wo ihr einen noch entspannteren und weitaus weniger windigen 360-Grad-Rundumblick über Berlin genießen könnt und definitiv solltet.

Eine letzte Frage stellt sich selbstverständlich noch: Was kostet der Spaß? Wir finden, mit 6,50 € pro Person wird man bei so einem Ausblick nicht über den Tisch gezogen. Familientickets kosten sogar insgesamt nur 15 Euro. Toll!

Also … wenn auch nicht der höchste Aussichtspunkt, so ist der Panoramapunkt auf dem Kollhoff-Tower dennoch sicher ein einmaliges Outdoor-Erlebnis in Berlin.

Tempelhofer Feld

Das Tempelhofer Feld ist ein Park auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens in den Stadtteilen Neukölln und Tempelhof. Mit 355 Hektar ist das Gelände der größte Stadtpark Berlins und bietet jede Menge Platz für Sportbegeisterte, Familien, Chiller und den Rest.

Auf der Start- und Landebahn können Besucher ausgiebig Sport treiben. Jogger, Radfahrer, Skater oder Kiter drehen hier vergnügt ihre Runden. Andere lassen sich auf einer Decke in der Wiese nieder und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Und wieder andere treffen sich mit Freunden zu ausgelassenen Grillpartys Achtung: Das Grillen ist nur an ausgeschilderten Bereichen erlaubt). Auch eine Minigolf-Anlagen und einen Gemeinschaftsgarten gibt es hier. Und für die Hundebesitzer unter euch gibt es auch genügend Platz und ihr dürft mit euren Lieblingen im dafür vorgesehenen Hundeauslaufgebiet herumtollen.

Ein ewiges Hin und Her

Wie könnte es anders sein, so war auch der Flughafen Tempelhof bei seiner Fertigstellung 1928 zu klein. So wurde er ab 1940 nur mehr von der Rüstungsindustrie benutzt und erst 1945, nach Ende des Zweiten Weltkrieges, durften wieder Flugzeuge starten. Als 1970 der Flughafen Tegel in Betrieb genommen wurde, schloss man Tempelhof für den zivilen Luftverkehr und eröffnete ihn erst 15 Jahre später erneut.

Und als dann der Bau des Großflughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) bzw. BER beschlossen wurde – wer hätte denken können, dass die Fertigstellung sooo lange dauern würde -, wurde Tempelhof 2008 endgültig geschlossen und am 8. Mai 2010 als Erholungspark wieder eröffnet.

Am 25. Mai 2014 kam es zu einem (positiven) Volksentscheid nachdem die Bürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“ sich zum Ziel gemacht hat, die Freifläche vollständig für die Öffentlichkeit zu erhalten und die Bebauung zu stoppen.

Wann und wo?

Die Öffnungszeiten des Parks richten sich nach den Jahreszeiten bzw. nach dem Sonnenaufgang und –untergang. Demnach können Besucher zum Beispiel im Januar und Dezember von 07:30 bis 17:00 Uhr ihre Runden am Rollfeld drehen und im Juni und Juli sogar von 06:00 bis 22:30 Uhr.

Betreten werden kann das Feld von zehn Eingängen, sechs davon befinden sich an der Oderstraße im Osten des Feldes, jeweils einer ist am S- und U-Bahnhof Tempelhof, am U-Bahnhof Paradestraße, am Columbiadamm und an der Golßener Straße.

Titelbild:

von Soyyosoycocomiel (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons

Viktoriapark

Ein Wasserfall mitten in der Stadt? Mit 24 Metern Höhe mitten in Kreuzberg? Ohne natürliche Quelle, aber mit einem Wasserumlauf von 13.000 Litern pro Minute?

Was sich zunächst ein wenig schräg anhört, ist schon seit geraumer Zeit Realität im Berliner Süden, der mit einer Nachbildung des Heynfalls aus dem Riesengebirge im Miniaturformat aufwartet und ganz schön Eindruck schindet. Der Wasserfall mit den kurvenreichen Pfaden und Brücken die ihn umschlingen, wirkt wie eine kleine Oase inmitten der Großstadt, die man beim Aufstieg auf den Kreuzberg bestens bewundern kann. Kein Wunder, dass der Viktoriapark bei Touristen wie Anwohnern gleichermaßen beliebt ist.

Mit seinen Dimensionen vermag der Park hingegen kaum zu protzen: Etwa 30 Meter ragt der Kreuzberg mit Denkmal in die Höhe, nur knapp 13 Hektar umfasst das gesamte Parkareal und die Trauben, die am Hang des Kreuzbergs angebaut werden, reichen gerade einmal für etwa 200 Flaschen Wein im Jahr. Trotzdem begeben wir uns auf den Weg nach oben.

Hoch hinauf zum Schinkel-Denkmal

Für einen bayerischen Bergliebhaber wird der Kreuzberg wohl kaum als echter Berg durchgehen, geschweige denn als Hügel. Trotzdem ist er die höchste natürliche Erhebung, welche die Berliner Innenstadt zu bieten hat. Wobei: ‚Natürlich‘ ist die Spitze nicht mehr wirklich. Dort überblickt nämlich seit knapp 200 Jahren ein an den Turm einer gotischen Kathedrale erinnerndes Nationaldenkmal für die Siege in den Befreiungskriegen gegen Napoleon die Weiten der Stadt – mit einem Kreuz auf seiner Spitze. Und ja, drei Mal dürft ihr raten woher der Kreuzberg seinen Namen hat… Schinkel würde sich sicherlich freuen. Der Park selbst wurde erst 1888 angelegt und der Gemahlin des damaligen Kaisers gewidmet – Kaiserin Viktoria, die im Übrigen die Tochter der legendären Queen Victoria war. Berlin hat einfach schon immer Prominenz angezogen.

Oben angekommen garantiert die Aussichtsplattform des Schinkeldenkmals einen weitläufigen Blick über Berlin. In nicht allzu großer Ferne erkennen wir den Fernsehturm, den Potsdamer Platz und die Domtürme am Gendarmenmarkt. Beeindruckend ist außerdem der Ausblick auf die Großbeerenstraße, die mit dem Wasserfall zu einer Linie verschmilzt und uns in die Ferne zieht.

Entspannen in der Klinkerstein-Villa

Der erfolgreiche Aufstieg auf den Kreuzberg will an einem heißen Sommertag natürlich auch belohnt werden. Am besten mit einem kühlen Getränk oder einem entspannten Cappuccino. Besonders gut geeignet ist dafür die Tomasa Villa Kreuzberg, die von der Kreuzbergstraße aus nördlich in den Park hinein ragt. Zugegeben, die Villa zählt bei Weitem nicht zu den günstigsten Möglichkeiten in Kreuzberg essen zu gehen (wer hätte bei dem Namen auch anderes erwartet). Aber wer immerhin ein Getränk in herrschaftlichem Ambiente genießen will, ist hier bestens aufgehoben. Während bei Regenwetter eine edle Inneneinrichtung und zwei Kamine locken, zieht es uns an diesem heißen Tag im Mai an einen der Tische im Außenbereich. Da der Innenhof bereits besetzt ist, nehmen wir im Laubengang Platz und genießen ein wenig Urlaubsflair.

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Wer sich übrigens gefragt hat, wie das Wasser auf den Kreuzberg kommt, bevor es ihn wieder herunter fällt: Dafür sorgen die Pumpen im Keller der Klunkersteinvilla.

Eure Sarah

Bürgerpark Pankow

An diesem sommerlichen Maisonntag verschlägt es uns in den tiefsten Norden der Stadt. Genauer gesagt nach Pankow, wo wir von der gleichnamigen S- und U-Bahnstation mit der M1 noch ein paar Stationen weiter fahren. Nur noch ein Wechsel der Straßenseite, dann sind wird da: Am Bürgerpark Pankow.

Lust auf eine Runde Wikingerschach?

Schon seit dem 19. Jahrhundert schlängelt sich der Park an der Panke entlang. Früher im Privatbesitz des Begründers der Berliner Börsenzeitung, wurde der Park 1907 mit dem Kauf durch die Gemeinde Pankow in eine öffentliche Grünanlage verwandelt. Obwohl der Park mit seinen gerade einmal 12 Hektar etwas mickrig anmutet, entdeckt der aufmerksame Besucher trotzdem einige Besonderheiten, die einen Besuch lohnenswert machen: Naturdenkmäler zum Beispiel, über 100 Jahre alten Baumbestand, einen Rosengarten der besonders im Sommer Gäste anzieht, Tiergehege mit Ziegen und eine Voliere mit Pfauen und Fasanen – neben einigen Kunstwerken und Denkmälern.

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Was uns ins Auge springt, sind allerdings eher die Menschen, die an diesem Nachmittag ausgiebig dem immer häufiger zu beobachtenden Berliner Trendsport nachgehen: Wikingerschach. Mit Holzklötzen werden andere Holzklötze abgeworfen, bis auf einer imaginären Spielfeldseite irgendwann keine Holzklötze mehr stehen – soweit die einfachen Grundzüge des Spiels. Gibt man noch ein paar Regeln hinzu und vermengt diese mit dem Wind der über den Park fegt und das Zielen nicht ganz so leicht macht, ergibt sich eine herausfordernde Mischung, für die der Bürgerpark Pankow mit seiner großen Wiese bestens geeignet ist. Letztere ist auch ein Anzugspunkt für alle jene, die den Nachmittag lieber für ein Sonnenband nutzen und sich anschließend im angrenzenden Biergarten eine Erfrischung genehmigen möchten. Zu guter Letzt ist auch für die Kleinen einiges geboten: Neben einem großen Spielplatz lädt der an den Park angrenzende Kinderbauernhof „Pinke Panke“ mit Eseln, Schweinen und allerlei Geflügel zum Entdecken ein.

Rittergefechte im Park nebenan

Wem die schön gestaltete Gartenanlage mitsamt Kunst- und Viehzeug zu viel Chichi ist und es lieber ursprünglicher mag, dem sei ein Besuch des anliegenden Volksparks Schönholzer Heide empfohlen. Der weitgehend naturbelassene, leicht hügelige und wesentlich baumhaltigere Park ist sogar so ursprünglich, dass gelegentlich mittelalterliche Ritter durch den Wald ziehen. Wie? Glaubt ihr nicht? Dann fragt am besten persönlich nach bei der Berliner Rittergilde die vierzehntägig im Volkspark für ihre Schaukämpfe trainiert. Dabei setzt die Truppe, wie wir erfahren haben, besonders auf Authentizität und regionalen Bezug. Nachgestellt wird eine fiktive Söldnertruppe aus dem Raum Berlin um das 14. Jahrhundert – mitsamt Speeren, Schwertern, Pfeil und Bogen, jeder Menge blauem Stoff und Rüstungen aus schwerem Metall – so orginialgetreu nachgebaut, dass diese schon einmal gut 40 Kilogramm wiegen kann. Hut ab!

Schon auf einer Ansichtskarte um das Jahr 1900 zu sehen ist im Übrigen das Eingangstor zum Bürgerpark, das sich mittlerweile als Wahrzeichen Pankows etabliert hat. Und auch wenn der Park keine so große Besonderheit darstellt, dass sich eine Fahrt durch die halbe Stadt dorthin lohnen würde – einmal den steinernen Bogen echt und in Farbe zu sehen, das hat schon was.

Eure Sarah

Mauerpark

Hat der Berliner am Sonntag nichts Besseres zu tun, könnt ihr euch sicher sein, dass er oder sie sich im Mauerpark herumtreibt. Der Park liegt im ehemaligen Grenzgebiet zwischen Wedding und Prenzlauer Berg und ist in den letzten Jahren zum Touri-Hotspot avanciert.

Ganzjährig und bei jedem Wetter findet am Sonntag von 9 bis 18 Uhr der wohl berühmteste Flohmarkt in Berlin statt. Von Klamotten, Schmuck, Taschen und Brillen, über Möbel und Geschirr, bis hin zu Büchern, Polaroid-Kameras und Schallplatten gibt es hier wirklich alles. Die meisten Händler sind Privatpersonen, Studenten, die sich ein wenig Taschengeld dazu verdienen möchten. Aber auch Künstler stellen hier ihre Schätze und Kuriositäten aus. Somit ist es fast unmöglich ohne einem Schnäppchen das Gelände wieder zu verlassen. Leider ist der Flohmarkt lange kein Geheimtipp mehr und man muss sich bei Schönwetter regelrecht durch die Gänge schieben. Ziemlich in der Mitte des Marktgeländes gibt es auch einen Art Food-Court mit allerlei Leckereien aus der ganzen Welt. Einfach mal durchprobieren!

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Sing mir ein Lied

Zusätzlich findet bei Sonnenschein etwa ab 15 Uhr im steinernen Amphitheater die coolste Outdoor-Karaoke-Party Berlins a.k.a. the Bearpit Karaoke Show statt. Gastgeber ist der Ire Joe Hatchiban, der das Ganze 2009 gegründet hat. So taucht Joe jeden Sonntag, wenn das Wetter passt, mit seinem Lastenfahrrad auf. Darauf zwei große Boxen, ein Mischpult und sein Laptop. Nachdem er alles in der runden Bühne aufgebaut hat, kann’s losgehen.

Schnell füllen sich die Reihen des steilen Amphiteaters, von wo man aus eine gute Sicht auf die Gesangs- und Tanzperformance der tapferen Künstler hat. Doch auch hinter der Bühne sammeln sich Karaoke-Begeisterte. Die Stimmung ist ausgelassen. (Fast) niemand wird ausgebuht und alle singen und klatschen mit, um die mutige Leistung zu würdigen.

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Viele der Sänger sind (nicht ganz nüchterne) Touristen, die von Joe und seiner Show im Hostel oder im Reiseführer gelesen haben. Immer mit dabei sind natürlich auch Mädels oder Jungs eines Junggesellenabschiedes, die mit rosa Federboas, Krönchen und T-Shirts mit albernen Aufdrucken, ein letztes Mal die Sau rauslassen wollen. Aber es gibt auch einige Stammgäste, die jeden Sonntag ihr einstudiertes Lied zum Besten geben. Von schüchtern bis Rampensau, von „trifft keinen Ton“ bis „Gänsehaut-Stimme“ ist hier alles dabei.

Finanziert wird das Spektakel übrigens ausschließlich durch Spenden. Dazu läuft Joe immer wieder mit einer Dose durch die Reihen und freut sich über jeden Cent. Zum Abschluss darf dann jedes Mal der Gastgeber selbst ein Liedchen anstimmen, das schon fast wie das Amen im Gebet die grandiose Sonntagnachmittags-Party beendet.

Festivalstimmung

Wer genug von Karaoke hat, findet auch schnell jede andere Art von Musikdarbietungen. An einer Stelle singt ein halbnackter Mann mit Pferde-Maske auf dem Kopf und Gitarre. Anderswo erklingt die süße Stimme einer Singer-Songwriterin. Wieder an einem anderen Plätzchen heizt eine Gruppe von Trommlern die Stimmung an. Überall bilden sich Menschentrauben um die Künstler. Einige tanzen. Musik liegt in der Luft – das ist sicher. Zugegeben der Park an sich ist nicht gerade schön. Doch, ganz objektivbetrachtet, wirklich schön ist in Berlin wenig. Trotzdem macht genau das Berlin aus. Und so vereint sich im Mauerpark Geschichte mit Popkultur.

Als grüne Oase darf man den Mauerpark jedenfalls nicht bezeichnen. Vom Grün der Rasenfläche ist eher wenig übrig geblieben. Glasscherben, Zigarettenstummel und hässliche, braune Erdflecken dominieren die Parkanlage. Doch davon lassen sich die wenigsten aufhalten. Und so ist es schwierig an einem sonnigen und warmen Sonntag überhaupt ein Plätzchen für sich und seine Freunde auf dem Boden zu finden.

Besonders beliebt ist der kleine Hügel, der hoch zu einem ehemaligen Mauerstück führt, an dem sich jederzeit Sprayer und Graffiti-Künstler neu entfalten. Von der Erhebung hat man einen super Ausblick auf die Menge, die vor einem vorbeizieht. Und wenn dann die Sonne untergeht und die Leute langsam nach Hause gehen, kann man den Tag entspannt mit einem Bierchen ausklingen lassen.

Und wie kommt ihr hin?

U2 Eberwalder Straße
U8 Bernauerstraße
M10 Wolliner Straße oder Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

Sowjetisches Ehrenmal

Das Großstadtleben mag vielerorts hektisch und aufregend sein. Menschen drängen sich in überfüllte U-Bahnen, eilen über den Alexanderplatz zur Arbeit oder in den nächsten Club, tanzen bis in die Morgenstunden, nur um am nächsten Nachmittag auf dem örtlichen Flohmarkt verkatert, aber trotzdem voller Energie, wieder zusammenzutreffen.

Alles ist ständig in Bewegung. Sogar die Spree schiebt sich unaufhaltsam durch die Stadt. Unweit ihrer Küste jedoch gibt es einen jener Orte, der den tosenden Wellen der Großstadt trotzt. Der sich nicht bewegen, verunsichern, verjagen lässt. Wie ein Fels in der Brandung ruht er im Treptower Park. Um jenen Zuflucht zu bieten, die – wenn auch nur für einen Nachmittag – dem rastlosen Dasein Berlins entfliehen wollen.

Ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit

Majestätisch ragt der steinerne Triumphbogen vor uns in den Himmel. Wie ein Tor in eine andere Welt markiert er den Eingang zu jenem Stückchen Erde, das seit 1949 unverändert blieb. Einen seiner Sockel ziert ein Emblem, bestehend aus einem Stern, Hammer und Sichel – und zwei Waffen. Und verrät damit schon einen Teil der Geschichte, die es auf einer Tafel im Inneren des Geländes zu entdecken gilt.

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Das sowjetische Ehrenmal, das nach dem Ende des zweiten Weltkriegs für die gefallenen Soldaten der Roten Armee errichtet wurde, ist nicht nur in Berlin, sondern deutschlandweit das größte Denkmal seiner Art. Und gleichzeitig auch Grabstätte für etwa 7.000 gefallene Frontkämpfer. Das imposante Zentrum des Parkgeländes bildet die gut zwölf Meter hohe Bronze-Statue eines Sowjetsoldaten. Mit einem Kind auf dem Arm und einem Schwert in der Hand symbolisiert er en Sieg der Sowjets über das NS-Regime. Kein realer Kriegsheld also. Überhaupt haben die Skulpturen und Grabfelder mehr symbolischen Charakter – die kniende Frauenstatue am Eingang etwa, steht für Mutter Heimat und auch die Toten sind nicht unter den imposanten Flächen im Zentrum, sondern mehr am Rande der Anlage bestattet.

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Kein ‚To Do‘, aber ein ‚To See‘

Was mir besonders gut gefällt: Die Farben der Blätter, wenn der Herbst sich über den Park legt. Die Nachmittagssonne, die meine Nase kitzelt, während ich auf einer der steinernen Bänke am Rande des Denkmals Platz nehme und ein gutes Buch hervorhole. Und die dunkelschwarzen Statuen, die übermächtig und groß in den Himmel ragen, sich verneigen und mir irgendwie das Gefühl geben, an einem ganz besonderen Ort zu sein.

Natürlich ist das Sowjetische Ehrenmal kein Geheimtipp mehr. Eine so große Fläche Berlins zu verstecken käme dem Versuch gleich, das Tempelhofer Feld von der Landkarte zu streichen. So findet man sie auch hier, die Touristen und Berlinbegeisterten, die Sonntagsausflügler und Jogger. Und dennoch hat dieser Ort etwas Majestätisches. Jedes Mal wenn ich ihn betrete, mich auf die Mauer vor den Treppen setze und meinen Blick über das Gelände schweifen lassen, erfüllt mich eine angenehme Ruhe.

Vielleicht zählt das sowjetische Ehrenmal nicht zu den Dingen, die man in Berlin getan haben sollte. Denn an sich gibt es hier nichts zu tun. Kein hippes Café in Sichtweite, keine Trendjutebeutel verkaufenden Flohmarktstände an den Ecken und kein Event, das es zu erleben gibt. Wohl aber ein Ort, den es zu bestaunen gilt. Oder einfach nur einmal anzuschauen. Daher: Setzt das Sowjetische Ehrenmal am besten nicht auf eure To-Do-Liste für Berlin. Dafür aber definitiv auf eure Liste „To-See“.

Eure Sarah

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Reichstagskuppel

Die vom britischen Stararchitekten Norman Foster nachträglich auf den wiedereröffneten Reichstag gesetzte Reichstagskuppel, bei der ihr so nah wie nie an der deutschen Politik seid, ist ja wohl mal ein absolutes Muss sowohl für Berliner als auch Touristen und ist nicht umsonst eines der markanten Wahrzeichen dieser Riesenstadt.

Also, um überhaupt hineinzukommen, geht’s erst einmal durch den Sicherheitspavillon auf dem Platz der Republik direkt vor dem großen Haupteingangsportal, wo man gern auch mal Schlange steht, um hineinzukommen. Wichtig: Ihr müsst euch zwingend vorher über ein Online-Formular anmelden, sonst lassen sie euch schlichtweg nicht hinein. Wenn ihr das aber hinter euch habt, kann der Spaß beginnen. Ab durch die Sicherheitsschleuse und per Fahrstuhl hinauf aufs Dach, dann Aufstieg nach oben über spiralförmigen Rundumlauf der Reichstagskuppel.

Kanzleramt

Von hier oben erwartet euch ein traumhafter Blick auf die Berliner Skyline. Und irgendwie haben wir stets das Gefühl, dass alle umliegenden Häuser besser zu erkennen sind als vom nicht weit entfernten Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz oder auch vom Panoramapunkt am Potsdamer Platz, von denen man eben jeweils ausschließlich die Berliner Dächer von oben betrachten kann. Hier seid ihr genau in Höhe der umliegenden Häuser und könnt dennoch alles irgendwie top auseinanderhalten. Insbesondere gilt dies für die Neubauten im Regierungsviertel.

Das Kunstwerk „Der Bevölkerung“ von Hans Haacke wurde im Jahr 2000 im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes übrigens auf Beschluss des Bundestages selbst hin errichtet. Wer Höhe erträgt, kann es eben auch von Dach des Reichtsagsgebäudes erblicken. Es besteht im Grunde aus einem Blumenbeet, in dessen Mitte der von unten beleuchtete Schriftzug „DER BEVÖLKERUNG“ angebracht ist. Der Schriftzug ist von allen Etagen des Gebäudes aus zu lesen.

Und wenn ihr am Ende eures Besuches auf dem Dach des quasi wichtigsten deutschen Gebäudes noch Hunger habt – und auch nicht auf jeden Cent achten müsst – lohnt sich vielleicht ein Besuch im Restaurant Käfer, welches sich ebenfalls auf dem Dach dort befindet. Kann man machen, muss man aber nicht.

Und was kostet der Spaß auf dem Reichstagsgebäudes? Nix! Ist kostenlos.

(Fotos: mit freundlicher Genehmigung von einherold.de)


Park Inn

Über die wortlos sich dahin schiebenden Rolltreppen finden sie ihren Weg an die Oberfläche: Die zahlreichen Touristen, die bewaffnet mit ihren Taschen und Kameras eines der vielen Wahrzeichen Berlins nun endlich selbst in Augenschein nehmen wollen.

Kurz nachdem sie zum ersten Mal das Licht Berlins am Alexanderplatz erblickt haben, suchen ihre neugierigen Blicke den Himmel nach dem Fernsehturm ab – und vergessen dabei ganz seinen mindestens ebenso eindrucksvollen Nachbarn, das Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz.

Zugegeben, das 150 Meter messende Hotel mag zwar zu den höchsten Gebäuden Berlins zählen, und das schon seit über 40 Jahren. Über seine Optik aber kann man sich streiten. Ob das Aussehen des glasummantelten Bettenturms nun die Mitte Berlins schmückt oder nicht, ist Geschmacksache. Wenn es aber um die Aussicht aus der 40. Etage des Riesen geht, dürfen die Meinungen deutlich ähnlicher ausfallen. Denn neben einer Vielzahl unterschiedlicher Zimmer (ja, darunter tatsächlich auch einige „Standard-Zimmer mit Mehrblick“), mehrerer Restaurants, Spa und Fitness hat das Park Inn vor allem eines zu bieten: einen atemberaubenden Ausblick auf die schönste Stadt der Welt. Okay, okay – auch der Begriff Schönheit liegt hier wieder im Auge des Betrachters. Wer jedoch nach einer exzellenten Aussicht mit frischer Berliner Luft und angenehmer Musikuntermalung sucht, der ist bei der Dachterrasse des Park Inn genau richtig.

Park Inn Berlin - 3

Während sich die einen einen Drink auf der öffentlich zugänglichen Plattform genehmigen, dürfen einige Wagemutige dank Jochen Schweitzer gleich nebenan beim Base-Flying in die Tiefe stürzen. 125 Meter geht’s mit einer der schnellsten Seilzüge Deutschlands in nahezu Freifallgeschwindigkeit in Richtung Alexanderplatz aus exotischer Richtung. Und die absoluten Thrill-Seeker unter euch können das jeden Freitag auch nachts ausprobieren.

Park Inn neu - 5

(Foto mit freundlicher Genehmigung von René Günther)

Abgesehen davon habt ihr jedoch auch eine hervorragende Aussicht auf einige der wichtigsten Berliner Sehenswürdigkeiten: der Deutsche und der Französische Dom am Gendarmenmarkt, der Kollhoff-Tower >> am Potsdamer Platz, der Berliner Dom und der Bundestag >> sind beinahe ebenso gut zu erkennen wie der Fernsehturm aus einer ganz neuen Perspektive. Und wer seinen Blick in die Ferne schweifen lässt, der erkennt mit ein bisschen Glück sogar die kreisrunden Spitzen der ehemaligen Abhörstation >> auf dem Teufelsberg. Auch für ein wenig sportliche Betätigung ist gesorgt: Der Aufzug des Park Inn bringt die Besucher nur in die 37. Etage. Von da an sind es noch ein paar Stufen bis zur Terrasse. Dafür laden dort einige Liegestühle zum Verweilen und Entspannen ein.

Park Inn neu - 4

Was der Spaß kostet? Derzeit seid ihr für absolut angemessene vier Euro dabei. Ob sich das lohnt? Auf jeden Fall!

Eure Sarah


Lichtprojektion am Bundestag

Bundestag? Gibt‘s zu der Kuppel nicht schon ’nen Artikel? Doch, den gibt es. Aber während der Sommermonate und noch bis zum 3. Oktober ist der gläserne Oberbau des Bundestages nicht das einzige was es hier zu bestaunen gibt.

Der Nachthimmel über Berlin empfängt uns, als wir mit hektischen Schritten die letzten Treppenstufen der U5-Station am Bundestag hinauf eilen. Die Dunkelheit hat sich an diesem kühlen Septembertag kurz vor 21 Uhr längst über die Stadt gelegt. Am Paul-Löbe-Haus entlang bewegen wir uns zügig Richtung Spree. Hin zu jenem Ort, von dem aus uns die letzten Bässe und Musik eines Films unter freiem Himmel entgegen schlagen. Einige Dutzend Menschen haben sich dort bereits versammelt, starren gebannt über die Spree hinweg an eine vermeintliche Hauswand und beginnen zu klatschen, als die Musik endet und das Licht erlischt. Unser Ziel ist das Reichstagsufer am Friedrich-Ebert-Platz und was wir sehen wollen ist die Lichtprojektion Bundestag, die wir knapp verpasst haben. Zum Glück wird die Projektion immer zwei Mal hintereinander gezeigt. Pünktlich um 21 Uhr machen wir es uns deshalb auf den Stufen hinter dem Reichstagsgebäude bequem und starren gebannt auf das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus am anderen Ufer.

Wie auch schon im vergangenen Jahr wirft sich der Bundestag noch bis zum Tag der Deutschen Einheit ordentlich in Schale. Seit dem 29. Juni verwandelt sich das Marie-Elisabeth-Lüders Haus allabendlich in eine riesige Leinwand – Open Air Kino mal ganz anders. Gezeigt wird der Film (mit dem unserer Meinung nach viel zu langen Titel) „Dem deutschen Volke – Eine parlamentarische Spurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag“. Kurz gesagt: Erzählt wird die Geschichte des Bundestages. Ob das nicht etwas langweilig ist? Keineswegs! Denn im Gegensatz zum klassischen Lehrbuchtext aus Schulzeiten reiht die Lichtprojektion keine öden Fakten aneinander. Sie erzählt vielmehr mit berühmten Zitaten, eindrucksvollen Bildern, Filmausschnitten, Musik und einem ordentlichen Bass die wichtigsten und emotionalsten Momente aus über 100 Jahren Parlamentsgeschichte. Von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik und die NS-Diktatur bis hin zur Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands. Geschickt erzählt der Film dabei nicht nur die Geschichte des Reichstagsgebäudes, seine Zerstörung, Verhüllung und Wiedereröffnung. Sondern auch einen bewegten Abschnitt deutscher Geschichte. Und das immerhin so gut, dass man beim Anblick der einen oder anderen Szene („Mr. Gorbachev, tear down this wall!“) schon einmal eine Gänsehaut bekommt. Und das übrigens gratis!

Besonders cool ist, dass die gesamte Fläche des Marie-Elisabeth-Lüders Hauses als Leinwand genutzt und der eigentliche Film von einer Reihe passender Laserprojektionen untermalt wird. So leuchtet uns zur Teilung Berlins ein weißer Stacheldraht gefährlich entgegen, Flugzeuge ziehen über den Boden vor den Zuschauern hinweg, als die Rosinenbomber zum Einsatz kommen und zum Fall der Berliner Mauer beginnt auch die projizierte Mauer aus Licht an der Hausfassade zu bröckeln.

Noch bis zum Anfang Oktober ist die Lichtprojektion täglich ab 20:30 Uhr zu bestaunen. Wer dieses Jahr keine Gelegenheit findet, dem Bundestag einen abendlichen Besuch abzustatten, der sollte sich den nächsten Sommer vormerken. Gegen Ende Juni wird die Geschichte des Bundestages erneut an die Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses geworfen. Wegen der längeren Tage dann auch zu späterer Stunde (gegen 22 Uhr) – ideal also, um einen Partyabend einmal außergewöhnlich zu beginnen!

Eure Sarah