EXIT VR

HUXLEY

„Wartet, nehmt mich mit!“, rufe ich und springe gerade noch rechtzeitig in den rostverschmierten Zylinder. Kaum hat sich die Außentür unter einem metallischen Ächzen und Knarren geschlossen, heben wir auch schon ab, schweben durch die große, industrielle Halle, die mit ihren Spitzbögen an eine gotische Kathedrale erinnert. Durch die angelaufenen Glasscheiben des Zylinders kann ich einen Blick nach draußen erhaschen – und als der frei schwebende Aufzug über der nächsten Plattform wieder nach unten sinkt, wird mir ein wenig flau im Magen. Dass ich eigentlich mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehe, hat mein Körper längst vergessen. Und schnell ist auch mein Kopf wieder in der Geschichte gefangen. Ich werfe einen Blick auf die virtuelle Zeitanzeige an meinem Arm – noch knapp 30 Minuten. Ob das reicht, um die Zukunft zu retten?

Unsere Mission: Die Rettung der Menschheit

Ja, ihr habt richtig gelesen. Denn mit keiner geringeren Aufgabe als der Rettung der Welt hat uns der Roboter Huxley im gleichnamigen Spiel betraut. Die Erde, wie wir sie kennen, existiert im Jahr 3007 nicht mehr und ist zu einer menschenleeren Einöde verkommen. Allein unser dreiköpfiges Team harrt in einer Raumstation im Orbit aus, als uns von der Erde ein Funkspruch erreicht. „Helft mir!“, sind die einzigen Worte, die Roboter Huxley uns senden kann, bevor die Verbindung abbricht. Also schlüpfen wir rasch in unsere Raumanzüge, um dem mysteriösen Hilferuf auf den Grund zu gehen. Das einzige Problem: Unser Sauerstoff reicht nur noch für 44 Minuten …

Ganz real ausgestattet werden wir für unsere Mission mit einer HTC Vive Brille (damit die während des Spiels nicht verrutscht unbedingt vorher gut fest ziehen!), Kopfhörern und einem leichten, kabellosen Computer-Rucksack, der während des Spiels ordentlich warm läuft – im Winter sicher angenehm. Dank dieser Technik können wir uns frei im Raum bewegen. Die Bewegungsfreiheit und die mittlerweile ausgereifte Technik sorgen im Übrigen dafür, dass die berüchtigte Simulatorkrankheit – ähnlich der Seekrankheit – kaum jemanden mehr heimsucht. Wir überstehen unseren Besuch in der VR ganz unbeschadet. Damit wir uns in der realen Welt beim Spielen nicht auf die Füße treten, ist jeder von uns in einem eigenen, knapp 25m2 großen Raum untergebracht. Die Kommunikation läuft übers Headset – womit wir auch schon beim Herzstück des Spiels angekommen wären.

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Was macht die Kombination aus VR und Live Escape Game so besonders?

Das Schlüsselwort lautet: Kooperation! Während bei vielen Escape Games theoretisch auch ein einziger Spieler alle Rätsel lösen kann, würden wir bei Huxley ohne einander nicht überleben. Die VR-Technik ermöglicht Rätsel und Aufgaben in Dimensionen, die ohne sie kaum möglich wären. Sehr lobenswert ist also, dass die VR-Brille nicht nur als cooles Gadget fungiert – sondern tatsächlich eine neue Spielwelt eröffnet.

Einige wenige Dinge könnten allerdings noch besser laufen. So klappt es manchmal nicht im ersten Moment, Dingeim virtuellen Raum zu greifen und auch ein paar mehr Pixel wären cool. Dem Spielspaß tut das aber keinen Abbruch – zu erstaunt sind wir von der Welt, die wir mit unserem VR-Set erkunden dürfen.Auf dem Weg nach Hause macht uns ein Gedanke jedoch stutzig: Als Videospiel- und Escape-Game-erfahrene Spieler kamen uns die Rätsel letztendlich doch nicht allzu schwierig vor – ob unser positiver Eindruck vielleicht der neuartigen VR-Erfahrung geschuldet ist, und weniger dem Spiel an sich? In jedem Fall sind wir überzeugt: Erfahrene Zocker sind klar im Vorteil! Wir dürfen immerhin (nicht ganz ohne Stolz) berichten, das Spiel in einer Rekordzeit von 35 Minuten gelöst zu haben. Schade eigentlich – wir wären gerne noch länger geblieben!

Lust bekommen, Huxley zu helfen?

Dann ab nach Mitte! Seit dem 20. Mai könnt ihr Huxley bei den Mädels und Jungs von Exit VR in der Klosterstraße – in einem ziemlich coolen Luftschutzbunker des ehemaligen DDR Fernmeldeamtes – einen Besuch abstatten. Dabei könnt ihr entweder ganz klassisch im Single-Player-Modus mit 2 oder 3 Spielern gegen die Zeit oder – mit 4 bis 6 Spielern – im Battle-Modus in Teams gegeneinander antreten. Wer die Welt zuerst rettet, gewinnt!

Ganz günstig ist der Spaß natürlich nicht (ab 69€ aufwärts) und wer abends oder am Wochenende spielen möchte, zahlt noch einmal 10€ drauf. Wer sich aber auch nur ansatzweise für die Möglichkeiten interessiert, die VR uns in den nächsten Jahren noch eröffnen wird, dem sei HUXLEY wärmstens empfohlen! Und natürlich jedem, der Bock auf ein spannendes Science-Steampunk-Abenteuer mit seinen Freunden hat.

Eure Sarah

Paulina’s Friends

Nun sind wir weder als die großen Kultur-Süchtigen bekannt, noch als leidenschaftliche Klamotten-Shopper. Aber an diesem berliner Kleinod von Gründerin Paulina kommen selbst wir nicht vorbei.

Wer ist eigentlich Paulina?

Die gebürtige Bulgarin und ausgebildete Kunsthistorikerin sorgte schon 2016 mit ihrem Pop-up-Store im Bikini Berlin für mediales Aufsehen.

Nur sollte dies lediglich die ‚Generalprobe‘ für was völlig Neues sein: Und zwar für einen unscheinbaren Laden in einer Seitenstraße der belebten Torstraße in Berlin-Mitte, den sie im Frühjahr 2017 eröffnete.

Normale Boutique oder mehr?

Beim Vorbeigehen mag man nicht zu erahnen, welch faszinierende Design- und Handwerkskunst sich hier drin verbirgt. Wer hineingeht, dem fallen sprichwörtlich die Augen aus. Aber Achtung: Mainstream-Damenoberbekleidung und Modeschmuck von der Stange sucht der geneigte Besucher hier vergeblich. Stattdessen empfängt ihn Vintage-Mode und zwar extravagante. Paulina’s Friends bietet euch ausschließlich handgefertigte Unikate oder maximal Kleinstserien von zehn Stück.

Paulina und ihre Freunde

Der Name des kleinen Ladens ist Programm: Paulina gibt befreundeten Künstlern und Kunsthandwerkern bzw. deren Designs und Ideen eine Bühne im Eingangsbereich – Paulina’s Friends halt. Und diese Designs sind genial. Wer kommt denn bitte auf die Idee, aus Zeitungspapier strapazierfähige Portmonees oder Taschen zu machen? Filigran wie nix, aber stabil wie teures Leder. Oder Gürtel aus Coladosen-Laschen, die aussehen wie vom erfahrenen Kunstschmied gefertigt.

Und obwohl so filigran, fühlen sich alle Produkte verdammt hochwertig an. Unfassbar, was die alle für Talent haben. Und alle vereinigen sich bei Paulina.

Hinten im Hauptraum öffnet sich ein unglaublich aufgeräumter Laden mit einer Reihe liebevoller Schnörkel. Weiß gestrichene Wände betonen die farbenfrohen Unikate an Taschen, Mänteln und Kleidern noch besser. Kein Stück gleicht dem anderen, sondern verdient eher das Prädikat „Zeitgenössische Kunst“.

Die kleinen handgezeichneten Ornamente auf losen DIN-A4-Blättern an der Wand, die dahin passen, als dürften sie nirgendwo anders hängen … die stammen aus Paulinas Feder und haben die Zeit überlebt, seit sie 12 war. Unglaublich.

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Noch was?

Und für wen die Fahrt in die Torstraße einer Weltreise gleicht, schaut sich die traumhaften Einzelstücke online an und bestellt sie sich genau dort. Topp!

Das Zitat, welches wir auf der Website fanden, beschreibt Paulina’s Friends besser als wir es mit 1.000 Worten könnten:

„Das Tragen unserer Vintage-Schätze verkörpert eine lebensbejahende Haltung und ein authentisches, ganz persönliches Selbst-Statement.“

Dieser aufstrebende Concept Store für Design, Kunst & Vintage-Mode ist nicht nur für Laufkundschaft einen Besuch wert, sondern auch für Kulturbanausen wie uns.


Fotogalerie Paulina’s Friends:

Humboldtbox

Eisiger Westwind fegt über Berlin, treibt uns den Sand der Baustellen in die Augen, als wir uns von der Haltestelle Fischerinsel in Richtung Stadtschloss kämpfen – oder besser gesagt zur Humboldt Box, dem eigentümlichen Würfel der ein wenig deplatziert gegenüber des Lustgartens steht.

Es ist diese diffuse, oftmals studentische Mischung aus Entdeckungslust, gähnender Leere im Geldbeutel und dem Angebot einer kostenfreien Ausstellung, die uns an diesem Samstagnachmittag auf die Museumsinsel zieht.

„Natur und Kultur am Humboldtstrom“

Mit diesem Titel empfängt uns die von der Presse gelobte Ausstellung, die repräsentativ für das Konzept des späteren Humboldt Forums steht: Interdisziplinarität! So dürfen wir die Auswirkungen des gleichnamigen Humboldtstroms auf das Klima Südamerikas, die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch das Leben der dort beheimateten Menschen in Vergangenheit und Gegenwart bestaunen. Klingt öde? Nicht mit unserem super-sympathischen Guide, der mit einer beispiellosen Begeisterung durch die Ausstellung führt. So erfahren wir, dass es in der Atacama-Wüste so trocken ist, dass dort Häuser aus Salz gebaut wurden. Und wusstet ihr, dass Guano – Vogelkot, der sich dank des trockenen Klimas und riesiger Vogelschwärme an den Küsten Südamerikas sammelt – im 19. Jahrhundert ein begehrtes Exportgut war? Bevor der Kunstdünger erfunden wurde, betrieben die Europäer einen regelrechten Raubbau in Peru, um an die Sch…, pardon, den wertvollen Dünger zu gelangen.

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Auf der zweiten Ebene der Ausstellung darf der gesellschaftliche Auftrag natürlich nicht fehlen, auch wenn der Übergang dahin inhaltlich etwas holprig wirkt: Meeresströmung wie der Humboldtstrom sind cool … aber transportieren auch jede Menge Müll! Tun wir was dagegen! Mit drastischen Fakten und Bildern, aber auch Tipps für den Alltag informiert die Ausstellung über die Verschmutzung der Meere.

Atemberaubender Ausblick von der Dachterrasse

Am Ende der Führung dürfen wir noch einen Blick in die Zukunft werfen. Begeistert erzählt unser Guide von dem, was da auf der Baustelle in unserem Rücken entsteht: Von der beeindruckenden Eingangshalle, der teils historischen, teils modernen Fassade, dem 24 Stunden geöffneten Durchgang und, und, und. Schließlich ist die Humboldt Box vor allem dazu gedacht, über den Bau des Humboldt Forums zu informieren – der übrigens ganz im Gegensatz zum BER voll im Zeitplan liegt.

Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Blick von der Terrasse der Box. Hier hat man einen genialen Ausblick auf Dom, Lustgarten und sogar Brandenburger Tor. Den Besuch des Restaurants sparen wir uns aber – zu kostspielig.

Wer sich für die Vergangenheit interessiert, kann sich in den unteren Etagen der Humboldt Box auch noch über die Geschichte das alten Stadtschlosses und seinen Wiederaufbau informieren. Die Box ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet, kostenlose Führungen gibt es freitags, samstags und sonntags, jeweils um 15 Uhr.

Eure Sarah

The Wall Museum

Diesen berühmten Satz sagte DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961, nur zwei Monate bevor die Berliner Mauer gebaut wurde. Ganze 155 Kilometer betrug die Gesamtlänge des Rings um Berlin und 43,1 Kilometer zwischen West- und Ostberlin. Einen Teil der Mauer könnt ihr vor oder nach dem Museumsbesuch bei einem Spaziergang entlang der East Side Gallery bestaunen.

Das Museum spannt einen audiovisuellen Bogen vom Bau bis zum Fall der Berliner Mauer. Besonders den Ereignissen im Sommer und Herbst 1989, die zum Ende der DDR führten, wird viel Raum geboten.

In 13 Themenräumen und mit über 100 Bildschirmen könnt ihr euch multimedial über eine der spannendsten Zeiten deutscher Geschichte informieren.

Impressionen von der East Side Gallery? Hier lang >>

Anstatt nur über die heute unglaublichen Geschehnisse von damals zu lesen, könnt ihr alles in kurzen Filmsequenzen und berührenden Interviews mit Betroffenen hautnah erleben. Auch Führungen könnt ihr buchen – entweder mit einem Mitarbeiter des Museums oder einem Zeitzeugen, durch den ihr einen noch besseren Eindruck bekommt, wie sich das Leben der Menschen in Ost und West veränderte und wie sehr sie unter der Mauer litten.

Museum mit Ausblick

Eine Besonderheit ist der Balkon, der zur Spree hinaus führt und einen einmaligen Blick auf die Oberbaumbrücke gewährt. Nachdem ihr das Wohnzimmer mit Originalmöbeln aus der DDR durchquert habt, findet ihr die Tür im nächsten Raum auf der rechten Seite.

Die Tür ist im Winter zwar geschlossen, ihr könnt sie aber leicht von selbst öffnen. Neben einem großartigen Ausblick, wird hier auch über das tragische Schicksal der Kinder berichtet, die an dieser Stelle im Fluss ertranken.


Habt ihr das zugemauerte Fenster bemerkt? Unheimlich.

Gar nicht so einfach zu finden

Dass viele noch nie in diesem Museum waren, liegt zum einen daran, dass es noch ganz neu ist und erst zu Ostern 2016 eröffnet wurde. Zum anderen dass es etwas versteckt ist. Am südlichen Ende des noch am längsten erhaltenen Mauerstreifens, also unweit der Oberbaumbrücke, hat die East Side Gallery ein Loch. Hier im historischen und denkmalgeschützten Mühlenspeicher befindet sich nicht nur die Eventlocation Pirates Berlin, sondern im ersten Stock auch das The Wall Museum. Als Teil der Grenzanlage zwischen Ost und West im Kalten Krieg bietet der Mühlenspeicher die perfekte Ausgangslage für ein solches Museum.

Der Schrecken der Mauer in Zahlen >>

Außerdem …

Das Museum ist täglich zwischen 10 – 19 Uhr geöffnet. Und ein Teil des Eintrittspreis von 12,50 Euro (ermäßigt 6,50 Euro) kommt sogar der historischen Forschung zugute. Das Museum ist außerdem kinder- und schulklassenfreundlich. Nicht nur weil die Ausstellung anstatt mit öden Texten zu langweilen, mit ergreifenden Filmchen fasziniert. Sondern auch weil Kinder bis sieben Jahren keinen Eintritt zahlen.


++ Achtung! Rabatt ++

Die Geschichte der Berliner Mauer ist unglaublich interessant. Ihr könnt sie nun für’n Appel und’n Ei live erleben.

20 % Rabatt auf eure Eintrittskarten bekommt ihr, wenn ihr euch am Eingang als „Fans von 1000-things.de“ anmeldet.

Hops und Hopsi im Kulturhaus Spandau

Ok, Ich geb‘s zu …

… ich bin nicht wirklich aktiver Zirkusgänger. Aus dem Clown-Alter wächst man irgendwann raus. Erst seit ich einen Sohn habe, rücken derlei Veranstaltungen irgendwie wieder in den unumgänglichen Vordergrund.

Mitmach-Theater

Und hier kamen vor Kurzem Hops und Hopsi ins Spiel. Die Berliner jonglieren, machen Musik, zaubern. Auf ’ner Bühne. Vor Dutzenden vor Freude schreiender Kinder. Und das unglaublich abwechslungsreich und interaktiv. Sie konstruierten den Kindern geschickt Szenerien voller Geschichten und stellten sich dabei mitunter natürlich furchtbar ‚dämlich‘ und ‚ungeschickt‘ an. Darum benötigten sie immer wieder die Unterstützung aus dem mitfiebernden Publikum, sodass die Kinder auch selbst zu richtigen kleinen Artisten wurden. Die beiden bezogen die Kinder komplett mit ein. Sehr cool. Kindergeschrei. Taubheitsgefühle in beiden Ohren, Lachkrämpfe … alles vorprogrammiert.

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Selten so gelacht

Selbst den griesgrämigsten Erwachsenen, der sich sichtlich vorgenommen hatte, nicht zu lachen, sah man mit einem Schmunzeln auf den Lippen rausgehen. Alle Kinder erhielten am Ende sogar eine kleine Erinnerung an diesen besonderen Zirkus-Besuch. Die einstündige Show kam mir und meinem Sohn aber weitaus kürzer vor. So kindgerecht, so unterhaltsam. Prädikat: pädagogisch wertvoll.


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Wann? Wo? Wie?

Seit 1980 gibt es diese liebevolle Clownerie für Kinder ab 2 Jahren, seit 2014 in 2. Generation. Und oft ist dieses dynamisch-verrückte Duo in Potsdam im Kulturhaus Spandau. Die nächsten Termine stehen auch schon.

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Deutsches Spionagemuseum

An einem der letzten Sonnen-Tage im Herbst ins Museum zu gehen, ist von der Idee her eigentlich so ‚mittel‘. Wir zogen es durch und sind von uns selbst überrascht: Selten hat uns etwas so gefesselt wie dieses Museum. Es wird euch in den Bann ziehen und reihenweise AHA-Effekte verursachen.


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Spionage ist so alt wie die Menschheit selbst. In Berlin hat nun ein Museum eröffnet, welches sich allein diesem Thema widmet. In froher Erwartung gingen wir also hinein. Mit einem komischen Gefühl, verfolgt zu werden, kamen wir wieder heraus.

Im menschenleeren Eingangsbereich wurden wir von einer Wand aus Überwachungskameras begrüßt, die alle auf uns gerichtet. Obwohl nur Attrappen, verursachen sie ein mulmiges Gefühl.

Bedrückend, beängstigend, beunruhigend

Graue Betonwände. Alles erschien sauber, aufgeräumt. Aber genau darum irgendwie kalt und beängstigend … Das passte jedoch zu der Atmosphäre, die uns als Besucher hier vermittelt werden soll. Die düstere Hintergrundmusik tat ihr Übriges. Gut gemacht.

„Um Gottes Willen“

Dem roten Faden durch die Geschichte der Spionage von den alten Babyloniern und ihren in Stein gemeißelten, codierten Nachrichten bis zu den ultra-modernen Aufklärungsdrohnen heutiger Zeit kann man leicht folgen. Am Anfang dachten wir ‚Um Gottes Willen, so viel zu lesen, da stehen wir übermorgen noch hier.‘ Aber alle Texte – Ok: Alle Texte komplett zu lesen, ist in der Tat unmöglich –  lesen sich wahnsinnig schnell runter, weil sie so verdammt interessant sind. Uns war übrigens nicht klar, dass allein durch Spionage im Jahre 1983 kein Atomkrieg ausgebrochen ist. Und krass, wer noch im 21. Jahrhundert alles durch einen Giftanschlag ermordet wurde – zum Beispiel durch eine vergiftete Spitze abgeschossen aus einem Regenschirm. Und dazu hunderte an Exponaten wie die Lippenstiftpistole oder die Anleitung, wie in 3 Stunden eine Biene zum Spion wird.
Highlight für uns war eine digitale Chiffriermaschine, an der wir gegeneinander spielen konnten: Auf einer Seite codieren, auf der anderen Seite den Code knacken. Ziemlich lässig.

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An einem weiteren Terminal konnten wir checken, wie lange ein durchschnittlicher PC braucht, um das eigene Passwort zu knacken. Von 0.0001 Sekunden bis 280 Jahre. Wir haben eines unserer Passwörter auch mal eingegeben. Nach kurzen 0,4 Sekunden (!) wurden wir von der Maschine aufgefordert, dieses Passwort schleunigst zu ändern. Es sei zu unsicher. Hm, vielen Dank auch.

„FAIL – Dein Tod“

Bezüglich des Laser-Games, welches ihr fast am Ende des Rundgangs spielen könnt, wollen wir nur Folgendes berichten: Wir haben es zweimal probiert. Nachdem uns beide Male über einen Monitor „FAIL – Dein Tod“ mitgeteilt wurde, haben wir nicht gewagt, es noch ein drittes Mal zu probieren. Die Idee mit diesem Parcours ist jedoch sehr cool und hat nahezu jeden Besucher völlig zu Recht in seinen Bann gezogen. Gerade die jüngsten Besucher, denen das ‚Erwachsenen‘-Programm zu trocken ist, finden hier kurzweilige Ablenkung.

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Sonst noch was? Ja und zwar …

… nach ziemlich genau zwei Stunden kamen wir wieder raus. Und plötzlich fanden wir diesen berlintypischen Eintrittspreis von 12 €, ermäßigt 6 €, vollkommen angebracht. Schließlich erfüllen die Jungs und Mädels vom Spionagemuseum ganz klar ihren Bildungsauftrag. Wir denken lange zurück an dieses Museum. Und immernoch haben wir diese James-Bond-Melodie im Kopf.

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++ GEWINNSPIEL ++

Zusammen mit dem Deutschen Spionagemuseum verlosen wir 10 x 2 Eintrittskarten für dieses Museum. Gewinnen könnt ihr, indem ihr unter unserem Facebook-Post kommentiert, mit welcher Person ihr hingehen wollt. Bis Freitag 20.01.2017, 22 Uhr, habt ihr Zeit. Solltet ihr gewonnen haben, benachrichtigen wir euch unter eurem Facebook-Kommentar Wir drücken euch die Daumen!

TEILNAHMEBEDINGUNGEN
 
Das Gewinnspiel wird von 1000 THINGS veranstaltet. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel akzeptiert der Teilnehmer diese Teilnahmebedingungen. Die Teilnahme am Gewinnspiel ist kostenlos.

Je Teilnehmer nimmt nur ein Kommentar am Wettbewerb teil.
Die Preisvergabe findet unter allen Teilnehmern statt, die unter dem auf Facebook geteilten Beitrag kommentiert haben.
Teilnahmeschluss ist Freitag, 20.01.2017, 22 Uhr.

Die Gewinner der Tickets werden benachrichtigt, indem wir auf den jeweiligen Kommentar antworten.

Die Gewinner haben 7 Werktage Zeit, eine persönliche Facebook-Nachricht (PM) an 1000 THINGS zu versenden. Danach verfällt der Gewinn.

Eine Barauszahlung der Sachwerte oder ein Tausch der Tickets ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Pornographische Motive, Gewalt verherrlichende oder sonstige gegen das geltende Recht verstoßende Kommentare werden vom Gewinnspiel ausgeschlossen. Jeder Kommentar wird durch den Veranstalter 1000 THINGS dahingehend geprüft.

Teilnahme ab 16 Jahre.

Escape Berlin

Aktuell schießen sie ja wie Pilze auch aus dem Berliner Boden: Die Möglichkeiten, an einem Live Escape Game teilzunehmen. Und eine weitere dieser Möglichkeiten haben wir nun genutzt.

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Für die Live-Escape-Frischlinge unter euch: Bei einem Live-Escape-Game werden kleine Personengruppen in einem Raum eingesperrt und müssen ihr Gefängnis innerhalb einer vorgegebenen Zeit mit Hilfe der darin versteckten Hinweise und Gegenstände wieder verlassen.

Wir haben uns dasjenige gesucht, bei dem das Rätsel lösen bereits lange vor Betreten des entsprechenden Raumes begann. So war die erste Aufgabe bereits, das ESCAPE Berlin in einem der alten DDR-Bürohochhäuser in Prenzlauer Berg überhaupt zu finden. Recht versteckt liegt es auf einem der großen Hinterhöfe in der Nähe des Velodroms. Nimmt man – anders als wir – den richtigen Ausgang an der S-Bahn Haltestelle Landsberger Allee, dauert es einen kurzen Fußweg von ca. vier Minuten, um an der Location anzukommen.

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Zweite Aufgabe: Eingang zu finden. Dritte Aufgabe: Eigentliche Location im 5. Stock zu finden: Denn ihr müsst rein ins Haus, dann eine Treppe runter und dort in einen Fahrstuhl, der euch hinauf in den fünften Stock bringt.

Dort findet ihr einen schmucklosen, dennoch symphatischen Empfangsraum vor, in dem ein Kühlschrank mit Getränken und kleinen Mini-Snacks bereitsteht. In einer Reihe an verschließbaren Spinden könnt ihr eure Wertsachen getrost zurücklassen.

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Ja, und das eigentliche Spiel?

Na, das findet in einem der Themenräume statt, den ihr euch für eure Gruppe eben aussucht: von Sherlock Holmes über Batman bis hin zur nicht ganz ernst gemeinten Big-Bang-Theory-WG. Wir haben uns für den Sherlock-Holmes-Raum entschieden, über den wir hier jedoch kein Sterbenswörtchen verlieren werden. Soll ja auch für euch spannend bleiben bzw. ihr sollt euch genau so hilflos fühlen wie wir. Nur so viel: Der berühmte Detektiv ist verschwunden und unsere Aufgabe war es nun, ihn in dem tollen historischen Ambiente wiederzufinden.

Für die Lösung des Rätsels stand uns eine Stunde Zeit zur Verfügung. Oh Mann … die brauchten wir aber auch. Gott Sei Dank waren wir über einen Bildschirm mit jemand am anderen Ende verbunden, der uns in hoher Frequenz lebensrettende, schriftliche Tipps gab. Um’s mal einfach zu sagen: Wir stellten uns alle ziemlich blöd an und hatten ‘ne Menge doofer Ideen, die uns nicht einen Meter nach vorne brachten. Klasse.

Tatsächlich nur mit den Tipps des Spielleiters konnten wir das Rätsel innerhalb der vorgegebenen Zeit lösen. Dieser Spielleiter wird wohl den besten Job der Welt haben, weil er nur dort sitzt und sich über Leute wie uns totlacht. Nichtsdestotrotz muss er aber auf Zack sein und jederzeit bereit sein, Hilfestellung zu scheinbar unlösbaren Problemen zu geben. Top-Mann! Komisch: Nach fast allen Tipps waren wir uns sicher, dass wir darauf auch alleine gekommen wären.

Am Ende gelangten wir wieder in den öffentlichen Empfangsraum und entspannten uns auf den mit Kissen bedeckten Euro-Paletten noch etwas von der hinter uns liegenden Aufregung. Denn nie hätten wir gedacht, dass uns ein dämlicher Rätselraum geistig so fordern würde, uns aber auch so viel Spaß bescheren würde. Wir kommen auf jeden Fall wieder und können kaum erwarten, die anderen Räume beim ESCAPE Berlin auf die Probe zu stellen.

Sofern euch 89 Euro für vier Personen nicht abschrecken, solltet ihr dies ebenfalls in Kürze tun. Und wer das Rätsel nicht in der Zeit zu lösen vermag, wird durch einen traumhaften Blick über die Mudderstadt entschädigt.

Kunstquartier Bethanien

Die Sonne brennt vom Himmel über Berlin, als wir uns an einem viel zu heißen Freitagnachmittag durch Kreuzberg schleppen. Vom Kottbusser Tor aus, an dem ein vermeintlich echter Pirat mit Hut, aber ohne Holzbein, die Passanten mit einem wilden „Argh!“ grüßt, bahnen wir uns unseren Weg vorbei an unzähligen Köstlichkeiten durch die Adalbertstraße Richtung Bethaniendamm.

Eigentlich haben wir für unser Ziel heute das Baumhaus an der Mauer auserkoren – ein zu Zeiten der Teilung mitten im Niemandsland an der Mauer errichtetes Häuschen aus Sperrmüll mit Garten. Das es, nebenbei bemerkt, vor Kurzem sogar weit in den Süden, bis in die Augsburger Allgemeine geschafft hat. Doch als uns unsere Füße schließlich über den Mariannenplatz tragen, halten wir inne. Herrschaftlich ragen die beiden spitzen Türme des ehemaligen Krankenhauses Bethanien in den wolkenlosen Himmel. Und angezogen von der Hoffnung auf ein kühles Getränk und ein wenig Schutz vor der Sonne im Bauch des mächtigen Gebäudes, bewegen wir uns auf den dunklen Eingang zu.

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Drei Schwester laden zu Linsen

Bereits im 19. Jahrhundert von Theodor Stein gebaut, fungierte das Bethanien bis 1970 – und damit mehr als 100 Jahre – als Krankenhaus. Und tatsächlich kann man sich, mit etwas Vorstellungskraft, in der Eingangshalle des Gebäudes noch die Krankenschwestern vorstellen, die hier einst ausgebildet wurden. In ihren langen Kutten tragen sie vor unserem inneren Auge geschäftig Verbände und Medikamente hinter den Säulen hin und her, eilen zu ihren Patienten, werfen sich Befehle und Bitten über die Eingangshalle hinweg entgegen. Die eigentümliche Ruhe, die der kühle Innenraum an diesem Nachmittag ausstrahlt, muss in krassem Gegensatz zu dem Trubel stehen, der einst in den Fluren und Hallen und Zimmern des Krankenhauses herrschte.

Wer seiner Fantasie ein wenig freien Lauf lassen und in vergangene Tage eintauchen möchte, der kann im Restaurant „3 Schwestern“ speisen, wo die Schwestern von damals einst aßen. Jeden Dienstag bis Sonntag öffnet das Restaurant im ehemaligen Speisesaal der Krankenpflegerinnen seine Pforten. Am heutigen Tag lockt die Speisekarte zwar nicht besonders abwechslungsreich, dafür aber sehr liebevoll gestaltet mit: Linsen! Linsen! Linsen!

Zwischen Kunst und alter Apotheke

Wer nicht in der Eingangshalle stehen bleibt, kann allerdings noch einiges mehr im Bethanien entdecken. So zum Beispiel eine alte Apotheke, die zu den an der Glastür genannten Öffnungszeiten und im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann. Der Name der historischen Theodor-Fontane-Apotheke kommt dabei nicht von ungefähr: 1848 bis 1849 hat Theodor Fontane persönlich hier als Apotheker gearbeitet und Schwestern zu Apothekerinnen ausgebildet.

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Neben dem Fenster in eine vergangene Zeit beherbergt der großflächige Bau aber noch Weiteres. So haben unter anderem die Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg, die Druckwerkstatt des bbk Berlin (die umfangreichste nichtkommerzielle Druckwerkstatt für Künstler weltweit!), die Dramaturgische Gesellschaft, das Lufttanz Theater, Nordwind und viele weitere Künstlerinnen und Künstler und Vereine einen Schaffensort gefunden. Für Besucher besonders interessant: Das Freiluftkino Kreuzberg im Innenhof des Kunstquartiers. Im einzigen OmU-Open-Air Kino Berlins werden täglich von Mai bis August Originalfassungen von Filmen mit Untertiteln gezeigt werden. Perfekt also, wenn man mal bei internationalem Besuch punkten will!

In den Winter- oder – wie in unserem Fall – zu heißen Sommertagen lohnt sich ab und an auch ein Besuch des Kunstraums Kreuzberg / Bethanien. Als wir die Ausstellungsräume nach interessanten Motiven (ein Schuh!) durchforstet haben, war gerade „contesting / contexting SPORT“ zu sehen. Zugegebenermaßen waren wir doch ein bisschen verwirrt von den Ausstellungsstücken. Die hatten zwar allesamt etwas mit Diskriminierung im Sport zu tun – so ganz verstanden haben wir dann aber doch nicht jedes Detail. Ein Blick auf die Webseite oder das Gespräch mit den Künstlern oder den Menschen am Eingang kann da bestimmt Abhilfe schaffen.

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Angesichts der vielseitigen kulturellen, sozialen und künstlerischen Institutionen kann man wohl mehr als dankbar sein, dass der „Kampf um Bethanien“, der mit der Stilllegung des Krankenhauses 1970 begann, zugunsten der Besetzer entschieden wurde. Was es mit dem so genau auf sich hatte, erklären auch einige Schautafeln und Flyer im Inneren des Gebäudes. Wer in Kreuzberg lebt und ein bisschen etwas zur Geschichte seines Kiezes erfahren will, dem sei ein Besuch des Bethanien also wärmstens empfohlen.

Das Baumhaus an der Mauer haben wir nach unserer Wanderung durch Bethanien im Übrigen noch gefunden. Unscheinbar und ein wenig verlassen spannt es sich mitsamt Garten über eine Art Verkehrsinsel hinter der St.-Thomas-Kirche. Aber wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel, oder so ähnlich.

Grüne Woche

Seit nunmehr 100 Jahren begrüßen fast 2.000 Aussteller in den Hallen am Berliner Funkturm im Bezirk Halensee den geneigten Besucher. Für unserer Ansicht nach angemessene 15 Euro für eine Tageskarte erlebt ihr Gerüche, Geschmäcker und Musik aus jedem Winkel dieser Welt.

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Bereits unglaublich ist die schiere Größe dieser zehntägigen Veranstaltung. Schon an den zahlreichen Eingängen rund um das riesige Messegelände drängen sich die Besucher – egal ob wochentags oder an den zwei Wochenenden – dicht an dicht, um durch die 25 riesigen Hallen zu schleichen.

Warum tun sie das?

Na warum wohl: kostenloses Essen. Leider haben sie die Rechnung in den letzten Jahren ohne die Aussteller gemacht. Was bis vor wenigen Jahren stets für ‚umme‘ über die Tresentische ging, kostet mittlerweile stets ein paar Cent oder gar mehrere Euro.

Was gibt’s zu sehen?

Vom Erlebnisbauernhof in Halle 3 mit seinen Kühen, Schweinen und Lamas und den riesigen Mähdreschern bis zu den verdammt interessanten Länderhallen, in denen jedes Bundesland regionale Spezialitäten zum Probieren und Kauf präsentiert, bleibt kein Magen leer und keine Kehle trocken. Ach Gott, wir lieben diese Messe!

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Die Blumenhalle in den Hallen direkt am Funkturm können wir gar nicht wirklich beschreiben: Diesen betörenden Duft von abertausenden von Blumen muss man einfach live erlebt haben.

Größte Attraktion ist unserer Meinung nach jedoch stets die Russland-Halle mit der Nummer 5. Wer hier nüchtern und hungrig wieder rausgeht, macht definitiv was falsch. Die gute (Geber-)Laune der Aussteller ist hier legendär. An jedem Stand, vor jedem Eingang stehen oft leicht bekleidete Damen und Herren und bieten Wodka und winzige Weißbrot-Stüllchen mit herrlich rotem russischem Kaviar an. Kostet zwei Euro? Egaaaaaal. Runter damit. Aber Obacht: Viel zu leicht wird euch das Gläschen unbemerkt nachgeschenkt und aufgepasst, dass ihr auch dieses in einem Zug leert. Kostet nochmal zwei Euro? Auch egaaaaaal. Druschba!

Was auch immer ihr erlebt habt, welche Hallen auch immer ihr mies geschwänzt habt: Abends geht ihr völlig geschafft von dem nicht enden wollenden Marsch durch die Hallen und satt von den unzähligen Leckereien aus aller Herren Länder zufrieden und selig nach Hause.

Was bleibt?

Das ungute Gefühl, das einen zurecht beschleicht, wenn man die vielen lebenden Nutztiere in den Agrarhallen sieht, wie sie eng zusammen in den Boxen ausharren, wird wohl auch nach Beendigung der Messe noch bleiben. Nicht umsonst demonstrieren jedes Jahr zur Grünen Woche zehntausende Berliner für eine Landwirtschaft ohne Massentierhaltung.