Dragon Bowl

Kreuzberg hat schon so einige kulinarische Sterne auf- und wieder untergehen sehen. Unweit des Schlesischen Tors ist vor wenigen Wochen wieder ein neuer dazugekommen, der – so verheißen es zumindest die leckeren Gerichte – nicht so schnell wieder verglühen wird. Das Dragon Bowl Berlin lockt mit den namensgebenden hawaiianisch inspirierten Bowls, die vor allem für Veganer ein echtes Highlight sind!

Klein, aber fein – so lässt sich die Karte des Dragon Bowl wohl am besten beschreiben. Vorrangig finden sich darauf Bowls, die selbst zusammengestellt werden dürfen: Als Basis stehen weißer und brauner Reis oder Zucchini-Nudeln zur Auswahl, dazu kommen dann wahlweise Hühnchen mit Mango, Lachs, Rind oder eine vegetarische Kombination. Die Saucen – bei denen von mild oder süß bis hin zu scharf alles dabei ist – sind ausnahmslos vegan.

Sehr lecker ist im Übrigen die Erdnusssauce! Gewählt werden darf außerdem zwischen einer normalen (ab 5,50 Euro aufwärts) und einer großen Schale. Unser Tipp: Wer viel Hunger hat, sollte auf jeden Fall die große Portion ordern. Die ist nur etwa 2 Euro teurer, aber man wir ordentlich satt davon.

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Außerdem finden sich einige hausgemachte Getränke auf der Karte – die sehr zu empfehlen sind! Egal, ob ihr als Fan von schwarzem Tee zum süßlichen „Black Goku“ greift oder euch für den exotisch-erfrischenden „Dragon Punch“ entscheidet: Viel falsch machen könnt ihr nicht.

Dabei sind die Getränke mit einem Preis von 3,50 Euro (für ein großes Glas!) auch absolut erschwinglich.

Handgemachte Dekoration

Ein weiterer optischer Hingucker sind neben den Bowls und kleinen Kakteen auch die großen und kleineren Holztafeln, die vom Inhaber selbst angefertigt im gesamten Restaurant verteilt sind. Sie verleihen den ohnehin schon warm wirkenden Innenräumen ein angenehmes Flair. Außerdem lässt es sich bei gutem Wetter auch schön im Außenbereich sitzen und die vorbeiziehenden Berliner und Touristen beobachten.

Eure Sarah

EXIT VR

HUXLEY

„Wartet, nehmt mich mit!“, rufe ich und springe gerade noch rechtzeitig in den rostverschmierten Zylinder. Kaum hat sich die Außentür unter einem metallischen Ächzen und Knarren geschlossen, heben wir auch schon ab, schweben durch die große, industrielle Halle, die mit ihren Spitzbögen an eine gotische Kathedrale erinnert. Durch die angelaufenen Glasscheiben des Zylinders kann ich einen Blick nach draußen erhaschen – und als der frei schwebende Aufzug über der nächsten Plattform wieder nach unten sinkt, wird mir ein wenig flau im Magen. Dass ich eigentlich mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehe, hat mein Körper längst vergessen. Und schnell ist auch mein Kopf wieder in der Geschichte gefangen. Ich werfe einen Blick auf die virtuelle Zeitanzeige an meinem Arm – noch knapp 30 Minuten. Ob das reicht, um die Zukunft zu retten?

Unsere Mission: Die Rettung der Menschheit

Ja, ihr habt richtig gelesen. Denn mit keiner geringeren Aufgabe als der Rettung der Welt hat uns der Roboter Huxley im gleichnamigen Spiel betraut. Die Erde, wie wir sie kennen, existiert im Jahr 3007 nicht mehr und ist zu einer menschenleeren Einöde verkommen. Allein unser dreiköpfiges Team harrt in einer Raumstation im Orbit aus, als uns von der Erde ein Funkspruch erreicht. „Helft mir!“, sind die einzigen Worte, die Roboter Huxley uns senden kann, bevor die Verbindung abbricht. Also schlüpfen wir rasch in unsere Raumanzüge, um dem mysteriösen Hilferuf auf den Grund zu gehen. Das einzige Problem: Unser Sauerstoff reicht nur noch für 44 Minuten …

Ganz real ausgestattet werden wir für unsere Mission mit einer HTC Vive Brille (damit die während des Spiels nicht verrutscht unbedingt vorher gut fest ziehen!), Kopfhörern und einem leichten, kabellosen Computer-Rucksack, der während des Spiels ordentlich warm läuft – im Winter sicher angenehm. Dank dieser Technik können wir uns frei im Raum bewegen. Die Bewegungsfreiheit und die mittlerweile ausgereifte Technik sorgen im Übrigen dafür, dass die berüchtigte Simulatorkrankheit – ähnlich der Seekrankheit – kaum jemanden mehr heimsucht. Wir überstehen unseren Besuch in der VR ganz unbeschadet. Damit wir uns in der realen Welt beim Spielen nicht auf die Füße treten, ist jeder von uns in einem eigenen, knapp 25m2 großen Raum untergebracht. Die Kommunikation läuft übers Headset – womit wir auch schon beim Herzstück des Spiels angekommen wären.

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Was macht die Kombination aus VR und Live Escape Game so besonders?

Das Schlüsselwort lautet: Kooperation! Während bei vielen Escape Games theoretisch auch ein einziger Spieler alle Rätsel lösen kann, würden wir bei Huxley ohne einander nicht überleben. Die VR-Technik ermöglicht Rätsel und Aufgaben in Dimensionen, die ohne sie kaum möglich wären. Sehr lobenswert ist also, dass die VR-Brille nicht nur als cooles Gadget fungiert – sondern tatsächlich eine neue Spielwelt eröffnet.

Einige wenige Dinge könnten allerdings noch besser laufen. So klappt es manchmal nicht im ersten Moment, Dingeim virtuellen Raum zu greifen und auch ein paar mehr Pixel wären cool. Dem Spielspaß tut das aber keinen Abbruch – zu erstaunt sind wir von der Welt, die wir mit unserem VR-Set erkunden dürfen.Auf dem Weg nach Hause macht uns ein Gedanke jedoch stutzig: Als Videospiel- und Escape-Game-erfahrene Spieler kamen uns die Rätsel letztendlich doch nicht allzu schwierig vor – ob unser positiver Eindruck vielleicht der neuartigen VR-Erfahrung geschuldet ist, und weniger dem Spiel an sich? In jedem Fall sind wir überzeugt: Erfahrene Zocker sind klar im Vorteil! Wir dürfen immerhin (nicht ganz ohne Stolz) berichten, das Spiel in einer Rekordzeit von 35 Minuten gelöst zu haben. Schade eigentlich – wir wären gerne noch länger geblieben!

Lust bekommen, Huxley zu helfen?

Dann ab nach Mitte! Seit dem 20. Mai könnt ihr Huxley bei den Mädels und Jungs von Exit VR in der Klosterstraße – in einem ziemlich coolen Luftschutzbunker des ehemaligen DDR Fernmeldeamtes – einen Besuch abstatten. Dabei könnt ihr entweder ganz klassisch im Single-Player-Modus mit 2 oder 3 Spielern gegen die Zeit oder – mit 4 bis 6 Spielern – im Battle-Modus in Teams gegeneinander antreten. Wer die Welt zuerst rettet, gewinnt!

Ganz günstig ist der Spaß natürlich nicht (ab 69€ aufwärts) und wer abends oder am Wochenende spielen möchte, zahlt noch einmal 10€ drauf. Wer sich aber auch nur ansatzweise für die Möglichkeiten interessiert, die VR uns in den nächsten Jahren noch eröffnen wird, dem sei HUXLEY wärmstens empfohlen! Und natürlich jedem, der Bock auf ein spannendes Science-Steampunk-Abenteuer mit seinen Freunden hat.

Eure Sarah

Badeschiff Sessions

Achtung: Anzeige

Wenn uns der Sommer seine ersten Sonnenstrahlen schenkt, kann man bereits die Endorphine der Festival-Saison erspüren. Mit unseren Badeschiff Sessions wollen wir ein Stück Festival-Feeling an die Spree holen und von Mai bis September an der schönsten Kulisse der Stadt mit euch zu den schönsten Klängen der Gitarren tanzen.

Los geht’s am 26. Mai mit unseren kanadischen Freunden von Busty and the Bass, die ihren Funk im Gepäck haben. Ihre neue Single ‚Up Top‘ hat in Nordamerika bereits die Streaming-Charts geknackt – nun kommen die neun Jungs mit neuem Album auch erstmals nach Europa und schauen bei unserer ersten Badeschiff Session vorbei. Zudem werden uns auch noch Tanga Elektra aus Berlin mit ihren Sommer-Vibes einheizen. Ein Abend unter der Sonne und mit sommerlichen Klängen. Für alle die nach dem Konzert eine Abkühlung brauchen, ihr könnt euch danach gerne in diesem traumhaften Pool erfrischen!

Tickets bekommt ihr übrigens hier >>

Willkommen bei den Badeschiff Sessions!

Paulina’s Friends

Nun sind wir weder als die großen Kultur-Süchtigen bekannt, noch als leidenschaftliche Klamotten-Shopper. Aber an diesem berliner Kleinod von Gründerin Paulina kommen selbst wir nicht vorbei.

Wer ist eigentlich Paulina?

Die gebürtige Bulgarin und ausgebildete Kunsthistorikerin sorgte schon 2016 mit ihrem Pop-up-Store im Bikini Berlin für mediales Aufsehen.

Nur sollte dies lediglich die ‚Generalprobe‘ für was völlig Neues sein: Und zwar für einen unscheinbaren Laden in einer Seitenstraße der belebten Torstraße in Berlin-Mitte, den sie im Frühjahr 2017 eröffnete.

Normale Boutique oder mehr?

Beim Vorbeigehen mag man nicht zu erahnen, welch faszinierende Design- und Handwerkskunst sich hier drin verbirgt. Wer hineingeht, dem fallen sprichwörtlich die Augen aus. Aber Achtung: Mainstream-Damenoberbekleidung und Modeschmuck von der Stange sucht der geneigte Besucher hier vergeblich. Stattdessen empfängt ihn Vintage-Mode und zwar extravagante. Paulina’s Friends bietet euch ausschließlich handgefertigte Unikate oder maximal Kleinstserien von zehn Stück.

Paulina und ihre Freunde

Der Name des kleinen Ladens ist Programm: Paulina gibt befreundeten Künstlern und Kunsthandwerkern bzw. deren Designs und Ideen eine Bühne im Eingangsbereich – Paulina’s Friends halt. Und diese Designs sind genial. Wer kommt denn bitte auf die Idee, aus Zeitungspapier strapazierfähige Portmonees oder Taschen zu machen? Filigran wie nix, aber stabil wie teures Leder. Oder Gürtel aus Coladosen-Laschen, die aussehen wie vom erfahrenen Kunstschmied gefertigt.

Und obwohl so filigran, fühlen sich alle Produkte verdammt hochwertig an. Unfassbar, was die alle für Talent haben. Und alle vereinigen sich bei Paulina.

Hinten im Hauptraum öffnet sich ein unglaublich aufgeräumter Laden mit einer Reihe liebevoller Schnörkel. Weiß gestrichene Wände betonen die farbenfrohen Unikate an Taschen, Mänteln und Kleidern noch besser. Kein Stück gleicht dem anderen, sondern verdient eher das Prädikat „Zeitgenössische Kunst“.

Die kleinen handgezeichneten Ornamente auf losen DIN-A4-Blättern an der Wand, die dahin passen, als dürften sie nirgendwo anders hängen … die stammen aus Paulinas Feder und haben die Zeit überlebt, seit sie 12 war. Unglaublich.

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Noch was?

Und für wen die Fahrt in die Torstraße einer Weltreise gleicht, schaut sich die traumhaften Einzelstücke online an und bestellt sie sich genau dort. Topp!

Das Zitat, welches wir auf der Website fanden, beschreibt Paulina’s Friends besser als wir es mit 1.000 Worten könnten:

„Das Tragen unserer Vintage-Schätze verkörpert eine lebensbejahende Haltung und ein authentisches, ganz persönliches Selbst-Statement.“

Dieser aufstrebende Concept Store für Design, Kunst & Vintage-Mode ist nicht nur für Laufkundschaft einen Besuch wert, sondern auch für Kulturbanausen wie uns.


Fotogalerie Paulina’s Friends:

Humboldtbox

Eisiger Westwind fegt über Berlin, treibt uns den Sand der Baustellen in die Augen, als wir uns von der Haltestelle Fischerinsel in Richtung Stadtschloss kämpfen – oder besser gesagt zur Humboldt Box, dem eigentümlichen Würfel der ein wenig deplatziert gegenüber des Lustgartens steht.

Es ist diese diffuse, oftmals studentische Mischung aus Entdeckungslust, gähnender Leere im Geldbeutel und dem Angebot einer kostenfreien Ausstellung, die uns an diesem Samstagnachmittag auf die Museumsinsel zieht.

„Natur und Kultur am Humboldtstrom“

Mit diesem Titel empfängt uns die von der Presse gelobte Ausstellung, die repräsentativ für das Konzept des späteren Humboldt Forums steht: Interdisziplinarität! So dürfen wir die Auswirkungen des gleichnamigen Humboldtstroms auf das Klima Südamerikas, die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch das Leben der dort beheimateten Menschen in Vergangenheit und Gegenwart bestaunen. Klingt öde? Nicht mit unserem super-sympathischen Guide, der mit einer beispiellosen Begeisterung durch die Ausstellung führt. So erfahren wir, dass es in der Atacama-Wüste so trocken ist, dass dort Häuser aus Salz gebaut wurden. Und wusstet ihr, dass Guano – Vogelkot, der sich dank des trockenen Klimas und riesiger Vogelschwärme an den Küsten Südamerikas sammelt – im 19. Jahrhundert ein begehrtes Exportgut war? Bevor der Kunstdünger erfunden wurde, betrieben die Europäer einen regelrechten Raubbau in Peru, um an die Sch…, pardon, den wertvollen Dünger zu gelangen.

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Auf der zweiten Ebene der Ausstellung darf der gesellschaftliche Auftrag natürlich nicht fehlen, auch wenn der Übergang dahin inhaltlich etwas holprig wirkt: Meeresströmung wie der Humboldtstrom sind cool … aber transportieren auch jede Menge Müll! Tun wir was dagegen! Mit drastischen Fakten und Bildern, aber auch Tipps für den Alltag informiert die Ausstellung über die Verschmutzung der Meere.

Atemberaubender Ausblick von der Dachterrasse

Am Ende der Führung dürfen wir noch einen Blick in die Zukunft werfen. Begeistert erzählt unser Guide von dem, was da auf der Baustelle in unserem Rücken entsteht: Von der beeindruckenden Eingangshalle, der teils historischen, teils modernen Fassade, dem 24 Stunden geöffneten Durchgang und, und, und. Schließlich ist die Humboldt Box vor allem dazu gedacht, über den Bau des Humboldt Forums zu informieren – der übrigens ganz im Gegensatz zum BER voll im Zeitplan liegt.

Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Blick von der Terrasse der Box. Hier hat man einen genialen Ausblick auf Dom, Lustgarten und sogar Brandenburger Tor. Den Besuch des Restaurants sparen wir uns aber – zu kostspielig.

Wer sich für die Vergangenheit interessiert, kann sich in den unteren Etagen der Humboldt Box auch noch über die Geschichte das alten Stadtschlosses und seinen Wiederaufbau informieren. Die Box ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet, kostenlose Führungen gibt es freitags, samstags und sonntags, jeweils um 15 Uhr.

Eure Sarah

Restaurant Samowar

Montagabend, man hat Hunger. Was machste? Klar, was essen. Aber wo? Irgendwie hatten wir Bock auf was Exotisches, auf etwas, das unsere mittlerweile verwöhnten Gaumen nicht jeden Tag zu fassen bekommen. Folglich fiel unsere Wahl auf dieses Restaurant hier.

Schon beim Betreten war klar: So stellt man sich ein Restaurant in Russland vor: Die Sitzmöbel und die typisch russischen Einrichtungsgegenstände tauchten das in mehrere separate Räume geteilte Restaurant in ein warmes, gemütliches Licht. Es roch intensiv nach Tee, Gewürzen und gebratenem Fleisch. Und von überall her waren leise Stimmen mit russischem Akzent zu hören.

Sofort begrüßte uns eine freundliche Dame und begleitete uns an einen der zahlreichen Tische am Fenster mit direktem Blick auf den Westflügel des Schloss Charlottenburg.

Essen, das es in sich hat

Um warm zu werden, bestellten wir russische Suppen: Borschtsch und Soljanka. Dazu wurden uns zwei mit Hackfleisch gefüllte Piroggen serviert. Diese Vorspeisen waren über jeden geschmacklichen Zweifel erhaben. Das vom Hause selbstgebackene Malzbrot ergänzte diesen Eindruck perfekt.

Was dann kam, haute uns sprichwörtlich um: Man brachte einen riesigen Grillteller für zwei Personen, von dem auch vier hungrige Esser satt wieder aufgestanden wären. Drei ellenlange Fleisch-Spieße zerlegte die freundliche Kellnerin vor unseren Augen in mundgerechte Stücke: Lamm, Schwein, Geflügel. Die perfekte Mischung. Mit auf dem Teller fanden wir Schälchen mit Knoblauchmayonnaise und pikanter Schaschlik-Sauce, Kartoffeln, frisches gegrilltes Gemüse – alles auf den Punkt gegart. Traumhaft. Aber … wer soll das alles essen? Wir! Zumindest bemühten wir uns erfolglos.

Irgendjemand Verrücktes muss bei der Frage nach Dessert auf die wahnwitzige Idee gekommen zu sein, leise „Ja“ zu flüstern. Kurzum stand eine Portion süßer Wareniki vor uns – das sind gekochte Teigtaschen gefüllt mit Kirschen und einer Kugel Vanilleeis – die wir nie und nimmer schaffen konnten. Sekunden später waren sie verspeist.

Sonst noch was?

Und wenn ihr die volle (Wodka-)Dröhnung russischer Gastgeber- und Esskultur erleben wollt, sei euch das Zarenmahl empfohlen. Mindestens sechs Personen können hier auf bis zum letzten Zentimeter mit unfassbar leckerem Essen vollgestellten Tischen nach alter russischer Tradition schlemmen.

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Als wir an diesem Abend satt das Samowar verließen, fielen wir vor Kraftlosigkeit fast in die ein paar Meter entfernte Spree, welche sich hier direkt am Schloss Charlottenburg vorbei schlängelt. Was für eine wundervolle Gegend, was für freundliche Gastgeber, was für ein traumhafter Abend.

Ach, und noch was … als das Samowar das erste Mal seine Pforten öffnete, waren wir alle noch gar nicht auf der Welt: 1979. Somit ist es mit Abstand Berlins ältestes russisches Restaurant. Druschba!*

*russisch für „Freundschaft“.

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Café Mori

Die ersten Sonnenstrahlen lassen euch von einem Urlaub in weiter Ferne, weißem Sand, türkisblauem Meer und Palmen träumen? Dann haben wir da was für euch! Naja, also fast. An dem Traumstrandkram arbeiten wir noch. Empfehlen können wir euch allerdings eine kulinarische Reise in die Ferne, genauer gesagt nach Brasilien. Was ihr dafür braucht? Ein klein wenig Zeit, einen neugierigen Gaumen und ein U-Bahn-Ticket bis zum Görlitzer Bahnhof.

Brasilianische Spezialitäten in Kreuzberg

Als wir an diesem Dienstagnachmittag gegen 13 Uhr das Café Mori in der Wiener Straße 13 betreten, sind wir die einzigen Gäste. So ausführlich wie uns der sympathische Besitzer des Lokals, Alexander Mori, die einzelnen Gerichte auf der Speisekarte schmackhaft macht, ist das aber nicht der einzige Grund für unseren Einblick in die brasilianische Küche.

Er betreibt seine Mischung aus Restaurant, Café und Bar mit Leidenschaft, das merkt man. Eine Karte gibt es nicht, dafür sind die einzelnen Speisen und Getränke auf Tafeln an der Wand verteilt. Es ist noch nicht die richtige Zeit für Cocktails (zumindest unserem Empfinden nach), etwas Fruchtiges passend zum Frühlingswetter wollen wir aber doch probieren. „Nur nehmt nicht den Mango-Smoothie, den Geschmack kennt ihr ja schon!“, wird uns geraten und so bestellen wir Cajú und Pitanga.

Cajú und Feijoada – noch nie gehört?

Cajú? Hä? Der brasilianische Name der ominösen tropischen Frucht, die wie eine Mischung aus Birne und Paprika anmutet und auf Bäumen wächst, ist hierzulande wohl weniger geläufig als ihr englisches Pendant: Cashew. Der aus ihr gemachte Smoothie schmeckt ein wenig nach Birne, sehr süß und fruchtig. Noch abgefahrener ist der im Abgeschmack leicht bittere Pitanga-Smoothie.

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Was das Essen anbelangt haben wir die Wahl zwischen mehreren Kleinigkeiten und drei Hauptgerichten. Wobei wir das Chili con Carne von vornherein ausschließen – schließlich wollen wir etwas probieren, das wir noch nicht kennen. Wir folgen also der Empfehlung des Hausherrn und bestellen Maniok-Käsebällchen und Feijoada mit Couve, einen schwarzen Bohneneintopf mit Schweinefleisch und Reis. Sehr zu empfehlen! Alle „Comidas“ gibt es in großen und kleinen Portionen, wobei auch die kleinen unserer Meinung nach gut satt machen. Auch die Preise für Essen (Hauptgerichte zwischen 5 und 7 Euro) und Getränke (Smoothies 3 Euro) sind echt in Ordnung.

Egal, zu welcher Tageszeit oder mit welchem Hunger: Im Café Mori seid ihr wahlweise bei brasilianischem Café, Kuchen, Cocktails, Sandwiches oder brasilianischen Teigtaschen in entspannter Atmosphäre bestens aufgehoben – im Sommer auch draußen!

Eure Sarah

Süßkramdealer

Es gibt einen Kiez, in dem ticken die Uhren anders als im Rest der Hauptstadt. Die beständigen Wellen des Großstadttrubels brechen sich an zahlreichen Stadtvillen und Baudenkmälern, ehe sie abebben und im Grün der Parks und Vorgärten auslaufen. Friedenau, einer der kleinsten Bezirke Berlins, ist trotz seiner Nähe zur City West von einer heimeligen Ruhe durchzogen. Kein Wunder also, dass sich hier ein Ladencafé angesiedelt hat, in dem die Uhren wortwörtlich rückwärst laufen.

Schokolade aus der Zigarrenhandlung

Der Süßkramdealer am Varziner Platz ist schon fast eine Institution der ehemaligen Landhauskolonie Friedenau. Ansässig in einer ehemaligen Zigarrenhandlung versorgt er Kiezbewohner und –besucher mit dem Stoff, der süchtig macht: Im Stil eines alten Krämerladens werden in dunklen Holzregalen Schokoladen, Pralinen und weitere Köstlichkeiten angeboten. Man darf sich die Leckereien selbst zusammensuchen oder zu den ausgestellten Tafeln oder Schokofiguren greifen. Die sind allerdings recht hochpreisig: Für eine Tafel Schokolade legt man mindestens 4 Euro, teilweise auch deutlich mehr auf den Holztresen. Ich brauche nur ein Mitbringsel für einen Geburtstag und entscheide mich für das vergleichsweise günstige Tütchen mit Schoko-Fröschen.

Zeitsprung

Kaum habe ich den Durchbruch in der holzverkleideten Regalwand durchschritten, finde ich mich in einem hellen, modernen Lokal mit hoher Decke wieder. Die Wände sind ausgekleidet mit Geschenkpapier, Regalreihen mit Keramik und Kochbüchern. Daneben gibt es eine übersichtliche Kuchentheke und mehrere kleine Tische. An diesem Nachmittag ist es vergleichsweise leer – zu dieser Zeit scheint der Süßkramdealer Zufluchtsort für jene zu sein, die sich gerne einmal nur selbst auf einen Kaffee einladen. Entsprechend ruhig ist es auch, bis auf die 50er-Jahre-Musik, die irgendwo aus den Wänden plätschert.

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Ich nehme Platz unter einzelnen Glühbirnen, die an lilafarbenen Schnüren von der Decke baumeln, und werfe einen Blick in die Karte. Die ist nichts für schmale Geldbeutel, aber der Qualität und netten Atmosphäre durchaus angemessen. Ich bestelle einen Chai Latte mit leckerem süßen Chai Sirup und Apfel-Ingwer-Tee mit Honig von der Winterkarte. Im Sommer gibt es übrigens auch Zitronenwasser, hausgemachten Eistee mit Karamellsirup und den „Friedenauer Engel“, einen gekühlten Blutorangensaft mit Bourbon-Vanilleeis – interessante Kombination.

Alleine die Aussicht lässt ein bisschen zu wünschen übrig. Wer gern vorbei eilende Passanten beobachtet, muss sich entweder nach draußen setzen oder sich mit dem Blick auf den Ausgang der S-Bahn-Station Bundesplatz zufrieden geben. Ich tue es anderen Gästen gleich und vertiefe mich in ein Buch. Eine gute halbe Stunde genieße ich die Ruhe, bis meine Füße wieder unruhig werden. Allzu lange komme ich ohne den Großstadttrubel eben doch nicht aus. Ich verabschiede mich von der netten Verkäuferin – aber nicht ohne noch schnell ein Foto von der Uhr mit dem umgekehrten Ziffernblatt zu machen. Die würde ich am liebsten mitnehmen.

Der Süßkramdealer hat jeden Tag geöffnet, werktags von 8 bis 20 Uhr und am Wochenende von 10 bis 19 Uhr. Solltet ihr einmal wieder vergeblich am Bundesplatz auf die nächste Ringbahn warten, ein Geschenk suchen oder einfach nur in der Gegend sein: Schaut vorbei! Es lohnt sich!

Briefmarken

Kerzen und gedämpftes Licht erhellen den rustikal eingerichtet Raum. Die Wände sind teilweise aus unverputzten Backsteinen, teilweise mit einer Blumentapete geschmückt. Darauf werden alte italienische Filme projiziert, während klassische Musik im Hintergrund läuft.

All das würde man in der Berliner Karl-Marx-Allee, gesäumt mit stalinistischen Zuckerbäckerbauten, nicht erwarten. Über dem Eingang leuchtet in großen grünen Neon-Buchstaben das Wort „Briefmarken“ und erinnert an den ehemaligen Briefmarkenladen zu DDR-Zeiten. Heute hat hier eine gemütliche italienische Weinbar mit Vintage-Flair ihr Zuhause.

WineO’Clock

Nicola, einer der beiden Besitzer mit Rauschebart, bringt die Weinkarte und eine Flasche Wasser. Die Weinkarte versteht sich eher als Weinbibel. Unzählige Sorten aus unterschiedlichen italienischen Regionen sind in dem dicken Buch in schöner Handschrift aufgelistet. „Wir haben die Weine nach den vier Elementen, Feuer, Wasser, Erde und Luft, eingeteilt …“, beginnt der enthusiastische Weinkenner zu erklären. Er spricht mit italienischem Akzent, der ihn noch überzeugender klingen lässt.

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Neben Weiß- und Rotweinen, gibt es auch eine kleine Küche. Serviert werden wechselnde Pasta-Gerichte, Antipasti-, sowie Käseteller. Außerdem äußerst fleischige Oliven, die als Snack an den Tisch gebracht werden. Getreu ihrem Motto „Grandi Vini, PiccolaCucina“ – große Weine, kleine Küche.

Fazit

Diese Weinbar hält was sie verspricht. Die Inhaber kennen sich perfekt mit Wein aus und finden für jeden Geschmack den richtigen. Die Küche ist einfach, aber super lecker. Die Preise sind nicht gerade billig, aber wer sich einen schönen authentischen Abend gönnen will, ist hier genau richtig aufgehoben.

(Fotos mit freundlicher Genehmigung von Briefmarken Weine)