Reichstagskuppel

Die vom britischen Stararchitekten Norman Foster nachträglich auf den wiedereröffneten Reichstag gesetzte Reichstagskuppel, bei der ihr so nah wie nie an der deutschen Politik seid, ist ja wohl mal ein absolutes Muss sowohl für Berliner als auch Touristen und ist nicht umsonst eines der markanten Wahrzeichen dieser Riesenstadt.

Also, um überhaupt hineinzukommen, geht’s erst einmal durch den Sicherheitspavillon auf dem Platz der Republik direkt vor dem großen Haupteingangsportal, wo man gern auch mal Schlange steht, um hineinzukommen. Wichtig: Ihr müsst euch zwingend vorher über ein Online-Formular anmelden, sonst lassen sie euch schlichtweg nicht hinein. Wenn ihr das aber hinter euch habt, kann der Spaß beginnen. Ab durch die Sicherheitsschleuse und per Fahrstuhl hinauf aufs Dach, dann Aufstieg nach oben über spiralförmigen Rundumlauf der Reichstagskuppel.

Kanzleramt

Von hier oben erwartet euch ein traumhafter Blick auf die Berliner Skyline. Und irgendwie haben wir stets das Gefühl, dass alle umliegenden Häuser besser zu erkennen sind als vom nicht weit entfernten Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz oder auch vom Panoramapunkt am Potsdamer Platz, von denen man eben jeweils ausschließlich die Berliner Dächer von oben betrachten kann. Hier seid ihr genau in Höhe der umliegenden Häuser und könnt dennoch alles irgendwie top auseinanderhalten. Insbesondere gilt dies für die Neubauten im Regierungsviertel.

Das Kunstwerk „Der Bevölkerung“ von Hans Haacke wurde im Jahr 2000 im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes übrigens auf Beschluss des Bundestages selbst hin errichtet. Wer Höhe erträgt, kann es eben auch von Dach des Reichtsagsgebäudes erblicken. Es besteht im Grunde aus einem Blumenbeet, in dessen Mitte der von unten beleuchtete Schriftzug „DER BEVÖLKERUNG“ angebracht ist. Der Schriftzug ist von allen Etagen des Gebäudes aus zu lesen.

Und wenn ihr am Ende eures Besuches auf dem Dach des quasi wichtigsten deutschen Gebäudes noch Hunger habt – und auch nicht auf jeden Cent achten müsst – lohnt sich vielleicht ein Besuch im Restaurant Käfer, welches sich ebenfalls auf dem Dach dort befindet. Kann man machen, muss man aber nicht.

Und was kostet der Spaß auf dem Reichstagsgebäudes? Nix! Ist kostenlos.

(Fotos: mit freundlicher Genehmigung von einherold.de)


Lichtprojektion am Bundestag

Bundestag? Gibt‘s zu der Kuppel nicht schon ’nen Artikel? Doch, den gibt es. Aber während der Sommermonate und noch bis zum 3. Oktober ist der gläserne Oberbau des Bundestages nicht das einzige was es hier zu bestaunen gibt.

Der Nachthimmel über Berlin empfängt uns, als wir mit hektischen Schritten die letzten Treppenstufen der U5-Station am Bundestag hinauf eilen. Die Dunkelheit hat sich an diesem kühlen Septembertag kurz vor 21 Uhr längst über die Stadt gelegt. Am Paul-Löbe-Haus entlang bewegen wir uns zügig Richtung Spree. Hin zu jenem Ort, von dem aus uns die letzten Bässe und Musik eines Films unter freiem Himmel entgegen schlagen. Einige Dutzend Menschen haben sich dort bereits versammelt, starren gebannt über die Spree hinweg an eine vermeintliche Hauswand und beginnen zu klatschen, als die Musik endet und das Licht erlischt. Unser Ziel ist das Reichstagsufer am Friedrich-Ebert-Platz und was wir sehen wollen ist die Lichtprojektion Bundestag, die wir knapp verpasst haben. Zum Glück wird die Projektion immer zwei Mal hintereinander gezeigt. Pünktlich um 21 Uhr machen wir es uns deshalb auf den Stufen hinter dem Reichstagsgebäude bequem und starren gebannt auf das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus am anderen Ufer.

Wie auch schon im vergangenen Jahr wirft sich der Bundestag noch bis zum Tag der Deutschen Einheit ordentlich in Schale. Seit dem 29. Juni verwandelt sich das Marie-Elisabeth-Lüders Haus allabendlich in eine riesige Leinwand – Open Air Kino mal ganz anders. Gezeigt wird der Film (mit dem unserer Meinung nach viel zu langen Titel) „Dem deutschen Volke – Eine parlamentarische Spurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag“. Kurz gesagt: Erzählt wird die Geschichte des Bundestages. Ob das nicht etwas langweilig ist? Keineswegs! Denn im Gegensatz zum klassischen Lehrbuchtext aus Schulzeiten reiht die Lichtprojektion keine öden Fakten aneinander. Sie erzählt vielmehr mit berühmten Zitaten, eindrucksvollen Bildern, Filmausschnitten, Musik und einem ordentlichen Bass die wichtigsten und emotionalsten Momente aus über 100 Jahren Parlamentsgeschichte. Von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik und die NS-Diktatur bis hin zur Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands. Geschickt erzählt der Film dabei nicht nur die Geschichte des Reichstagsgebäudes, seine Zerstörung, Verhüllung und Wiedereröffnung. Sondern auch einen bewegten Abschnitt deutscher Geschichte. Und das immerhin so gut, dass man beim Anblick der einen oder anderen Szene („Mr. Gorbachev, tear down this wall!“) schon einmal eine Gänsehaut bekommt. Und das übrigens gratis!

Besonders cool ist, dass die gesamte Fläche des Marie-Elisabeth-Lüders Hauses als Leinwand genutzt und der eigentliche Film von einer Reihe passender Laserprojektionen untermalt wird. So leuchtet uns zur Teilung Berlins ein weißer Stacheldraht gefährlich entgegen, Flugzeuge ziehen über den Boden vor den Zuschauern hinweg, als die Rosinenbomber zum Einsatz kommen und zum Fall der Berliner Mauer beginnt auch die projizierte Mauer aus Licht an der Hausfassade zu bröckeln.

Noch bis zum Anfang Oktober ist die Lichtprojektion täglich ab 20:30 Uhr zu bestaunen. Wer dieses Jahr keine Gelegenheit findet, dem Bundestag einen abendlichen Besuch abzustatten, der sollte sich den nächsten Sommer vormerken. Gegen Ende Juni wird die Geschichte des Bundestages erneut an die Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses geworfen. Wegen der längeren Tage dann auch zu späterer Stunde (gegen 22 Uhr) – ideal also, um einen Partyabend einmal außergewöhnlich zu beginnen!

Eure Sarah